CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Anderson Wakeman - The living tree
(42:47, Voiceprint, 2010)

Nachdem sich augenscheinlich die Hauptprotagonisten von Yes einmal mehr verkracht haben und man zum x-ten mal getrennte Wege geht, nimmt die Band ohne Jon Anderson und Rick Wakeman mit Produzent Trevor Horn ein neues Studioalbum auf, während diese beiden es eben als Duo versuchen. Während die Liveauftritte von Anderson und Wakeman in der letzten Zeit vor allem von den launigen Geschichten des perfekten Entertainers Rick Wakeman leben, bauen sie in der Setlist vor allem auf Yes Material in instrumental abgestrippten Versionen. So überrascht es also nur wenig, dass das gemeinsam eingespielte und komplett mit neuem Material versehene Album "The living tree" sich ebenfalls in diesem Terrain bewegt. Dies bedeutet sehr viel Piano und eine paar Keyboardflächen von Rick Wakeman, sowie dazu die glockenhelle, wenn auch merklich angeschlagen wirkende Stimme von Jon Anderson. Kein Bombast, keine überbordenden Arrangements oder inhaltliche Aufgeblasenheit, alles nur reduziert auf hauptsächlich Klavier und Stimme. Alles wirklich umwerfend schön, fröhlich positiv und ansteckend harmonisch butterweich, auf Dauer jedoch auch etwas eintönig, eben wie man es von diesen beiden erwarten durfte bzw. musste. Von Progressive Rock oder Yes Erinnerungen ist hier absolut nichts zu finden, am ehesten fühlt man sich im Stil noch an den ABWH-Track "The meeting" erinnert. So darf jeder Yes Fan für sich selbst entscheiden, was er von diesem Album halten soll. Ein passendes Album zur winterlichen Jahreszeit ist diese Scheibe auf jeden Fall.

Kristian Selm



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