CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Dianoya - Obscurity divine
(54:39, Privatpressung, 2010)

Ob's nur ein Zufall ist, sei mal dahingestellt. Jedoch fällt auf, dass in letzter Zeit gerade aus Polen diverse Bands kommen, die mehr oder weniger im Fahrwasser von Riverside bzw. Porcupine Tree anzusiedeln sind. Härterer Art / Progressive Rock mit atmosphärischen Schlenkern lautet auch die Devise bei Dianoya, die aber trotzdem ganz eigenständig ihre Richtung zwischen Härte, Komplexität und Soundmalereien gefunden haben. Der Spagat zwischen ausholender Klangästhetik und heftigen Riffs funktioniert hier aufs Beste. Die Gitarrensaiten schwirren mal elegisch und lang gezogen mit sehr viel Gefühl, um als Kontrast auch bisweilen sehr heftig zuzulangen. Kernige Nummern, die direkt auf den Punkt kommen, wechseln ab mit schwebender Dramatik. Dianoya gehören zu jenen Bands, die dem Prog Metal neuen Geist einhauchen, da sie eben nicht nur im Metal zu Hause sind und die allseits bekannte Technikschlacht nur wenig Raum bekommt. Es sind hier die Songs, nicht die Instrumente, die als Einheit funktionieren. Und mit Tempoverschleppung entsteht hier mehr Härte als bei mancher Brachialvollbedienung. "Obscurity divine" funktioniert deshalb vor allem durch seine Intensität und das gut erdachte Songmaterial. Eine weitere interessante Band aus Polen, die man auf dem Radar haben sollte.

Kristian Selm



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