CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
DeWolff - Orchards / Lupine
(54:57, REMusic Records, 2011)
Aufmerksamkeit erhaschen leicht gemacht. DeWolff blasen einem beim Opener "Diamonds" gleich mal die gehörige Mellotron Salve um die Ohren und zack, schon hat man die Proggies für sich gewonnen. Natürlich funktioniert die Faszination eines Albums nicht alleine durch das Tastendrücken dieses archaischen Tasteninstruments, da muss schließlich noch mehr kommen. Und so legen die Holländer gleich noch inhaltlich mit gehörigem Retro Schwung nach, was bei anderen Beurteilungen einfach mit "irgendwo zwischen Led Zeppelin, Pink Floyd und Deep Purple" beurteilt wird. Von Led Zeppelin ist zwar nicht so viel Offensichtliches zu hören, dafür scheint auch der Geist der Doors das Trio beseelt zu haben. "Orchards / Lupine" ist im Grenzbereich des 60s Psychedelic Rock und moderat progressivem Rock bzw. Hard Rock der 70er zu Hause, ohne dass dieses Album nur als Schablone bzw. Abhakliste der typischen Retro Merkmale funktioniert. Das Songmaterial hat Flair, Atmosphäre und trotz der kompletten Rückbesinnung auf die Vergangenheit einige originelle Eigenheiten und in erster Linie ehrliche Authentizität. Da wäre zuerst einmal das lockere Spiel mit griffigen Melodien, aber genauso der heftige Flirt mit der analogen Tasten Vollbedienung, kernig verzerrten Gitarren, sowie Stimmungstiefen aus einer ganz anderen, angetagten Welt. DeWolff sind so etwas wie die europäischen Weggefährten von BigElf bzw. Black Mountain im Geiste, da sie komplett auf Gestern setzen, aber dennoch nicht abgeschmackt oder nur Klischee-behaftet wirken. Konsequenterweise ist dieser beeindruckende Ritt in der Vergangenheit des dreiköpfigen, altersmäßig noch sehr jungen Monsters aus dem Süden Hollands, ebenfalls auf Vinyl erhältlich. Doch egal ob auf dem Plattenteller oder in digitaler Form, "Orchards / Lupine" ist eine gelungene Rückbesinnung auf die wahren Werte guter Rockmusik.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011