CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Cucci-Band - Bon Débarras!
(57:13, Le Chêne Creux, 2010)

Liegt das englische Städtchen Canterbury jetzt in Frankreich? Nun ja, in gewisser Weise schon, denn schließlich ist Canterbury eben auch eine Stilbeschreibung und mit der Cucci-Band hat sich eben ein ganz aktueller Nachahmer gefunden, der ganz in der Tradition von Bands wie Matching Mole, Soft Machine oder der Frühphase von Gong steht, dummerweise aber aus der tiefsten französischen Provinz, nördlich von Toulouse, kommt. Hinter der Cucci-Band steckt als Kopf der Multi-Instrumentalist Cédric Marcucci, der zusammen mit jeder Menge Gastmusiker die musikalische Historie zwischen Jazz Rock und verschrobener progressiver Rockmusik überaus gekonnt wieder belebt. Die Sounds und der Grundansatz sind eindeutig Retro, dennoch durch den jazzigen Anteil so lebendig und mitreißend gehalten, dass dieser Nostalgietrip keinen schalen Beigeschmack des zu oft Aufgewärmten zurücklässt. Wunderbar weiche E-Piano Figuren oder sachte Synthiespielereien paaren sich mit Saxophon, Trompete und Posaune, gelegentlich werden solistische Einsprengsel an Gitarre und Violine hinzugenommen. Gerade das geschmackvolle Tastenspiel aus dem analogen Arsenal der Vergangenheit, sowie der immer federnde Rhythmus wirken sehr erhaben, aber trotz der Vergleichsmomente eigenständig. Das ist Jazz Rock, der sich nie in Virtuosität verliert, das freie Spiel nie übertreibt, aber immer die Spannungsmomente bewahrt. Erhältlich ist dieses Canterbury Kleinod direkt über die Internetpräsenz des Labels unter le.chene.creux.free.fr

Kristian Selm



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