CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

The Claudia Quintet with Gary Versace - Royal Toast
(69:24, Cuneiform Records, 2010)

Die 1997 in New York gegründete Band um Perkussionist und Komponist John Hollenbeck, der sämtliche Songs für "Royal Toast" schrieb, legt innerhalb weniger Jahre bereits das vierte Album auf Cuneiform Records vor. Post-Jazz nennt die Band selbst ihren Stil. Was sich aus Post Bop, Post Fusion und (Post) Progressive Rock Einflüssen mixt, mag so heißen. Der kühle, lässige, ambient verschlungene, komplex ausgereizte, dabei fast schon poppig eingängige und nachdenklich schwebende Instrumentalsound passt ins Zeitbild, die erlesene Ruhe in selbst hektischeren Motiven hat große Lyrik und in sich gekehrte Sensibilität, ohne sentimental oder staubig zu sein. Mancher Song ist trotz seiner lyrischen Schöngeistigkeit erstaunlich frei aufgebaut, folkige Weltmusikmotive flattern ins Geschehen, urbane Klänge entfalten afrikanisch wirkendes Flair, auf dem wirren, virtuosen und lebhaften Rhythmuspuls probiert zuerst das Saxophon Melodie, bis Bass und schließlich Akkordeon einsteigen, den harmonischen Raum erhabener, jazziger und abendländischer zu machen. Manches der 16 unter einer bis über acht Minuten langen Stücke braucht einige Hördurchgänge, um in seiner verspielten Note erkannt und nachvollzogen werden zu können. Die CD kann ohne Aufsehen am Bewusstsein vorbeirauschen, so nett und gepflegt spielen die Klänge sich ab. Mit gespitzter Aufmerksamkeit lassen sich erst die diversen Ecken und Kanten entdecken, die markanten Motive und virtuosen Instrumentalläufe, die überall gut eingebaut sind. Zu gut, scheint es, denn im Schönklang verliert sich die Aufmerksamkeit schließlich wieder, und die netten Songs rauschen flach und erregungsarm weg. Die Sanftheit der Songs spricht davon, dass die Band Gefallen sucht und dabei just Gefahr läuft, sich im "Gedudel" selbst zu verlieren. Nett, aber gewiss längst nicht so markant und kraftvoll, wie die Vorgängeralben der Claudianer.

Volkmar Mantei



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