CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

The Box - Le horla
(66:30, Privatpressung, 2009)

Und nochmals besten Dank an die Kollegen vom Prog Résiste, die dieses bereits 2009 veröffentlichte Album in ihrem Heft mit überaus salbungsvollen Worten und guten Benotungen berücksichtigten. Damit weckten sie selbstverständlich nicht nur die Aufmerksamkeit des Hauptschmierfinks dieses Hefts, sondern die Begeisterung der belgischen Proggies traf auch in deutschen Landen auf offene Ohren und Zustimmung. The Box sind eine franco-kanadische Formation, die bereits in den frühen 80ern gegründet wurden und in ihrer Heimat sogar kleine kommerzielle Erfolge erzielen konnten. 1992 ging man auseinander, um erst 2003 die Band in einer anderen Besetzung wiederzubeleben. Der Neuanfang bedeutete gleichzeitig einen kompletten Stilwechsel, denn man entschied sich für eine Richtung, die deutlich dem Progressive Rock zugewandt war. So ist auch "Le horla" mit erkennbaren Merkmalen der 70er versehen, verfügt aber dennoch über eine weitgehend melodiebetonte Ausrichtung, um eine zeitgemäße Mixtur aus Art und Progressive Rock zu bieten. Die Zutaten aus der Vergangenheit bestimmen zwar Sound und musikalische Herangehensweise, trotzdem sind The Box nicht nur eine weitere Retro Prog Combo, sondern die francophile Note, wie auch das behutsame Einbringen von modernen Anleihen macht "Le horla" zu einer überaus angenehmen Entdeckung. Zwar bestimmen die Keyboards das Klangbild der Kanadier, trotzdem wirkt hier nichts zu überladen oder mit sinnlosem Bombast zugekleistert. Die Instrumentalteile sind mehr Ausschmückungen, denn bestimmendes Merkmal. Immer wieder ist Raum für besinnliche, fragile Momente, steht mehr die Atmosphäre, die Melodieführung und der Gesang, denn das spielerische Können, im Fokus. So verstreichen die knapp 66 Minuten sehr kurzweilig und sofern man ein Faible für das Francophile und spielerische Zurückhaltung hat, wird man sich definitiv für dieses Album begeistern können.

Kristian Selm



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