CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Beardfish - Mammoth
(52:17, InsideOut / EMI, 2011)
Welche Überraschung für mich. Nachdem ich das letzte Album der Schweden nur halbwegs gelungen fand (die erste Hälfte), versöhnte mich "Mammoth" wieder völlig. Wie kaum einer anderen Band (eventuell noch Trail of Dead oder Brimstone Solar Radiation Band) gelingt es Beardfish, einen Streifzug durch die Musikgeschichte der 70er mit ihren ganzen "Prog-Rock-Ahnen" zu vollziehen. Das Geniale liegt daran, wie es Beardfish schafft, diese Zitate mit eigenen Ideen zu einem feinen Gewebe von Melodien und tollen Arrangements zu verknüpfen, ohne dass irgendetwas wie ein Fremdkörper oder deplatziert wirkt. Angereichert wird alles noch durch zahlreiche abwechslungsreiche Musikstile, die Eingang in die Musik finden, sei es typischer "klassischer" Prog-Rock aus Großbritannien, Jazz, Folk oder Songwriter. Die Platte ist auf alle Fälle gitarrenlastiger und rockiger als der Vorgänger. Und gerade das erzeugt m.E. eine tolle Spannung in den Songs, zum Beispiel beim Opener "The platform", der den Hörer sofort packt. Zu dem eigenwilligen Albumtitel vermeldet Beardfish-Mastermind Rikard: "Einiges in unseren Texten kann auf die Eiszeit bezogen werden. Keiner weiß, welche heutigen Tiere überleben werden in diesen Zeiten, in denen es ziemlich kalt wird. Und das Mammut ist bereits ausgestorben. Das ist eine Parallele zu den Menschen, die selbstzerstörerisch sind", findet Rikard. Na also, Kritisches steckt auch drin, im "Mammut"! Wer auf schönen vor allem britischen "Kunstrock" aus den 70ern steht, von King Crimson bis Genesis, von Greenslade bis Druid, von England bis Kaipa (okay, die sind aus Schweden...), der sollte hier auf jeden Fall ein Ohr riskieren!
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2011