CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Traumpfad - Aufbruch
(69:13, Privatpressung, 2010)

Mit der 2006er Veröffentlichung "Die Kreise schliessen sich" bewiesen Traumpfad, dass auch heutzutage noch Progressive Rock mit deutschen Texten funktionieren kann. Wie beim Vorgänger setzt man bei "Aufbruch" auf eine ähnliche Erfolgsformel. Druckvoller, sinfonischer Progressive Rock mit jeder Menge analoger Tastensounds, sowie geschmackvolle, euphorische Melodik zusammengepackt in ein Konzept. Dazu lyrische Texte, bei denen man allein aufgrund der Sprache zwar genauer zuhört, die aber über weite Strecken ebenfalls bestens mit der Musik harmoniert. Zwar wirken einige Reime etwas bedeutungsschwanger, andererseits schenkt man Veröffentlichungen in anderen Sprache nicht die gleiche textliche Aufmerksamkeit und legt jedes Wort auf die Goldwaage. Aufgenommen, abgemischt und gemastert wurde wiederum von Yogi Lang (RPWL) in den Farm Studios in Freising, was dem Album auch entsprechend vollen und differenzierten Klang verleiht. Traumpfad verstehen es, härtere Ansätze mit ausladender, klassisch inspirierter Sinfonik zu verschmelzen, ohne dass man sich dabei nur leidlich bei den Vorbildern der 70er bedient. Zwar ist hier viel Retro-beeinflusst und natürlich hört man immer wieder gerne die typischen Keyboardsounds der Vergangenheit von Orgel, Mellotron bis Synthesizer. Doch sind es ebenfalls heftig losgehende Riffs, die für den nötigen Druck sorgen und ist eben nicht alles nur ein Rückblick auf Gestriges. Hinzu kommt ein hoher, aber nie zu süßlicher Melodieanteil, sowie eine unterschwellige mittelalterliche bzw. altdeutsche Note, die vor allem aufgrund des Gesangsstils und der Texte von Frontmann Fol Huber entsteht. So verzichten Traumpfad zwar auf zu komplexe Wechsel oder ellenlange Soli, dennoch haben die Instrumentalteile genügend Dampf und Atmosphäre, überzeugt das Songwriting mit Power und keineswegs platter Eingängigkeit. "Aufbruch" ist bei Traumpfad zwar nicht wort-wörtlich als musikalischer Schritt in eine andere Zeit zu nehmen, doch hört man diesem Album die ganze Detailarbeit an, die bereits in die Vorproduktion, aber vor allem natürlich in das Endprodukt gesteckt wurde an, so dass das Endresultat qualitativ wirklich zu überzeugen weiß.

Kristian Selm



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