CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Trans-Siberian Orchestra - Night castle
(63:19 + 66:51, BMG / Tonpool, 2011)

Neuer Stoff vom TSO für Die Hard Savatage-Fans. Deren thematisch häufig, aber nicht immer um Weihnachten zirkulierende Alben wie "Christmas eve and other stories", "The Christmas attic" oder eben auch "Beethoven's last night" (kein X-Mas-Bezug) erfahren jetzt durch das vom Libretto und dem an Kitsch kaum mehr überbietbaren Artwork wiedererkennbar ähnlich gelagerten "Night Castle" eine Fortsetzung. Endlich. Warum der Jubel trotz Disney-Graphik und Schwurbel-Texten? Weil Paul O'Neill, Jon Oliva, Al Pitrelli & Co. hier abermals eine Punktlandung bei ihrer Fusion aus symphonischer Klassik, Barock, 80er Jahre Hardrock sowie Rockoper (allerdings mehr Chor und Nummernoper als Arie und Koloratur) gelungen ist. Und das Ganze mit teils begeisternden Melodien und Neu-Arrangements durchaus großer Stoffe, darunter solcher von S. Bach, L. v. Beethoven, L. Delibes, E. Grieg, W. A. Mozart oder G. Verdi. Das pompös eröffnende "Night enchanted" stimmt mit vollem Orchester, satten Chören, aber auch mit dem als Savatage-Markenzeichen durchführenden Flügel auf die neuerliche Vollbedienung ein. "Childhood dreams" hat ein wenig am knödelnden Pathos des Solisten zu leiden, bleibt aber letztlich doch ein cooler Song. "Sparks" mit einer tiefen, kratzigen Stimme nicht allzuweit von the great late Tim Hardin gesungen, ist gar purer Kult, genau wie "The mountain", das natürlich Griegs "In der Halle des Bergkönigs" variiert. Und so weiter. Weitere Höhepunkte bieten "Mozart and Memories" (sic), "Toccata - Carpimus Noctem" (Bach) oder auch "Time floats on" (Savvy-Zitate). Die vorliegende Doppel-CD wird durch Bonus Tracks (darunter das tolle "Believe") sowie Live-Versionen von "Requiem" und "Toccata" weiter aufgewertet.

Klaus Reckert



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