CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Il Tempio Delle Clessidre - Il Tempio Delle Clessidre
(57:01, Black Widow, 2010)

Manchmal wird die Vergangenheit selbst zur Gegenwart. So holte man sich bei der relativ neuen italienischen Formation Il Tempio Delle Clessidre zur gesangstechnischen Unterstützung Stefano Galifi von Museo Rosenbach (vor allem bekannt durch das 73er Meisterwerk "Zarathustra") als Gast hinzu und schon bekommt die Berufung auf ausschließlich rückwärtsgerichteten Italo Prog eine überaus passende und stimmlich sehr prägnante Facette verpasst. Und warum auch nicht, schließlich haben die Kollegen von Mangala Vallis mit Bernardo Lanzetti den ex-Frontmann von P.F.M. in ihren Reihen und auch dort funktioniert die Verschmelzung aus alt und neu. Natürlich geht der Innovationsgrad bei Il Tempio Delle Clessidre schwer gegen Null. Aber Keyboarderin Elisa Montaldo hat nicht nur ein Gespür für die richtigen Sounds zur rechten Zeit, sondern auch kompositorisch funktioniert hier alles mit dem nötigen Pathos und südeuropäischer Leichtigkeit. Da wird gelegentlich richtig schön geschmachtet oder einfach energetisch und bedeutungsschwanger in sinfonischer Tradition losgeprogt. Es bewahrheitet sich einmal mehr: echte Emotionen, verspielte Melancholie und triefender Schmalz mit einem gehörigen Schuss Dramatik funktionieren eben nur völlig unpeinlich bei Bands aus Italien.

Kristian Selm



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