CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

The Tea Club - Rabbit
(64:01, Privatpressung, 2010)

Was die fünf Jungs da treiben, ist nicht genau zu definieren: Post Rock, Alternative Rock, Indie Rock, Klassischer Prog, Sinfonic Prog - ganz egal, es macht jedenfalls Spaß. Die Gitarren, gespielt von den beiden Brüdern Patrick und Don McGowan, sirren, kratzen, zerren, munter voran. Mal schrill und schräg, mal elegisch, mal rhythmisch, mal gezupft, mal modern, mal leicht retro - unterm Strich einfach unwiderstehlich gut. Außerdem geben die Gesänge von Patrick und Don McGowan den Titeln die Variationen, die sie verdienen. Beide singen in etwas höheren Stimmlagen, die zuweilen auch leicht quengelig, jammernd oder klagend klingen können, und reichern diese sehr häufig mit mehrstimmigen Vokalharmonien an. Das meist retro-klingende Keyboard oder Piano wird wohldosiert aber pointiert eingesetzt, und die Drums wirbeln prächtig umher. Somit entsteht ein Gleichklang zwischen progrockartig verschachtelten Stücken und melancholischen Rock-Melodien, die nur wenige Bands so geschickt wie die amerikanische Alternative-Combo The Tea Club zusammenführen. Gut, bei zwei Tracks verschiebt sich dieser Balanceakt etwas zu sehr in lineare, eingängige Ohrwurm-Melodien. Doch ansonsten stecken die Songs voller Breaks, Stopps, ungewöhnlicher Harmoniewendungen und komplexer Rhythmuswechsel. Man spürt die Vorliebe der Musiker für Fusion-Sounds der 70er. Besonders das letzte Drittel des Albums offenbart, welche Brillanz und instrumentale Fertigkeiten in der Truppe stecken. Ein Album, das Riesenlust auf mehr macht!

Andreas Kiefer



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