CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Salem Hill - Pennies in the Karma Jar
(61:48, Privatpressung, 2010)
Ich muss zugeben, dass die im Oktober 2010 veröffentlichte achte Studioscheibe von Salem Hill, seit ihrem Debüt im Jahre 1992, meine erste Begegnung mit der amerikanischen Neo Progband aus Tennessee ist. Und nach Recherche der Bandbiographie möchte ich den vier Musikern, die seit 1991 unter der Regie von Carl Groves musikalisch aktiv sind, meinen Respekt zollen, da sie wohl auch aus freundschaftlicher Verbindung seitdem in gleicher Besetzung aktiv sind. Das hat man ja nun wirklich nicht mehr so oft! Meine musikalischen Vorkenntnisse bezogen sich insofern nur auf Internetinformationen und den Beschreibungen aus meinem Freundeskreis, dass es sich um eine äußerst melodieorientierte Progband handelt, die auch schon mal für instrumentale Abwechslung sorgen kann. Nach mehreren Hördurchläufen kann ich diese Einstufungen auch für "Pennies in the Karma Jar" komplett bestätigen. Insofern hinterlässt "Pennies in the Karma Jar" bei mir ebenfalls einen zwiespältigen Eindruck, da die Instrumentalpassagen mit ihren gekonnten Instrumentenbehandlungen und vielschichtigen Themenwechseln mein Proggerherz höher schlagen lassen. Dagegen tragen die Gesangspassagen von Leader Carl Groves sowie die mehrstimmigen Gesänge der Band nicht gerade zu meiner guten Unterhaltung bei. Der Leadgesang wirkt auf mich äußerst blass und immer mal wieder wird in Verbindung mit den Choreinlagen der Band für meinen Geschmack die Kitschgrenze überschritten. Insofern stellen die originell gespielten progressiven Instrumentalparts mit Hardrock- und Jazzanteilen zu den hoch-melodiösen Gesangspassagen eine starke Polarität dar. Mit diesem ambivalenten Gefühl hätte ich eigentlich eine Punktewertung von 7,5 zu vergeben. Da aber instrumental-musikalisch überwiegend wirklich sehr ansprechend und abwechslungsreich musiziert wird, auf zwei Tracks auch noch bereichernde Celloklänge zu vernehmen sind und nach mehreren Hördurchläufen auch ein Gewöhnungsprozess zum nicht so berauschenden Gesang einsetzt, sind dann neun Punkte für mein Gewissen bestens zu vertreten. Wem natürlich die teilweise hoch-melodischen Kompositionen von Glass Hammer gefallen und dazu ebenfalls Freude an der zuweilen druckvollen Komplexität der Spock's Beard Musik hat, dem dürfte auch mit diesem Werk großer Spaß vermittelt werden.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2011