CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Aeon Zen - The face of the unknown
(63:43, Time Devide Records, 2010)
Wie mittlerweile beim Retro Prog, so funktioniert seit vielen Jahren auch der Prog Metal nach einem allseits bekannten Schema. Die Kunst liegt mittlerweile nicht mehr darin, vertrackte und anspruchsvolle Musik zwischen Härte und Komplexität abzuliefern. Es sind vielmehr die gut ausgewogenen Zwischentöne bzw. die gekonnte kompositorische Umsetzung, die hier den Spagat zwischen Technikschlacht und Musikalität den Unterschied im Miss- und Gefallen ausmachen. Aeon Zen bieten offensichtlich alles, was ein gutes Prog Metal Album ausmacht: griffige Melodiebögen, verspielte Härte bzw. genügend inhaltliche Abwechslung und die Balance aus instrumentaler Selbstdarstellung und Kompaktheit. Das erstaunt umso mehr, da hinter diesem Namen ausschließlich das britische Allround Talent Rich Hinks fast alles im Alleingang bewältigt. Fast gilt nur dafür, dass u.a. Nick D'Virgilio (Spock's Beard) und Jem Godfrey (Frost*) als Gastsänger kurze Auftritte im Hintergrund absolvieren Bei Rich Hinks ist es vor allem die beeindruckende Leichtigkeit, mit der er Melodien und Instrumentalpassagen abliefert. Und das bei Jemandem, der sich altersmäßig gerade mal in den frühen 20ern bewegt. Sowohl kompositorisch als auch spielerisch hat der Junge aus Cambridge verdammt viel auf dem Kasten. "The face of the unknown" beackert zwar zum Großteil die typische Prog Metal Landschaft, doch da hier eben nicht nur nach der Vollbedienungsmethodik und immer rauf auf die Zwölf losgeprogmetallt wird, kommen hier auch ganz andere progmusikalische Pflänzlein zum Vorschein. Prog Metal der durchaus besseren und niemals zu überladenen Sorte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011