CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
The Psychedelic Ensemble - The art of madness
(54:26, Musea, 2010)
Als mir dieses Album in die Hände fiel, geriet es in einen recht umfangreichen Stapel von CDs, die ich zu besprechen hatte. Nachdem es den Weg in den CD-Wechsler gefunden hatte, war die Gefahr natürlich groß, dass es in dieser Fülle an Musik unterging. Denn ursprünglich war es - im Gegensatz zum übrigen Material im Wechsler - gar nicht geplant, diese CD zu besprechen. Doch statt mich mit dem zu Bearbeitenden zu beschäftigen, kam ich irgendwie immer wieder zu diesem Album zurück. Ein gutes Zeichen. Ein sehr gutes sogar! Mein erster, spontaner Eindruck war, dass es sich um ein ausgesprochen abwechslungsreiches Album handelt, das einige Songs enthielt, die - wie zum Beispiel ein eher bluesiger Titel - gar nicht mein Geschmackszentrum treffen und andere, die mir auf Anhieb sehr gut gefielen. Auf jeden Fall war die Neugier geweckt, sich wiederholt mit dem Album zu beschäftigen. Und siehe da - am Ende gefielen mir selbst die Songs, die mich ursprünglich von der Grundausrichtung her nicht ansprachen. Das zeugt von hoher Qualität! Umso bemerkenswerter ist dies, da es sich hierbei um ein 1-Mann-Projekt handelt, was ich niemals vermutet hätte. Was dieser Musiker alles drauf hat, kann man schon durchaus als spektakulär bezeichnen. Gitarren, Tasteninstrumente, elektronische und akustische Perkussion (nicht programmiert)! Dazu absolut stilsicher unterwegs in den unterschiedlichsten Sparten wie Psychedelic Rock, Neoklassik, Symphonic-Prog, Blues - das ist schon großer Sport! Dazu wird auch noch in sehr angenehmer Weise intoniert - und sogar von der Stimme her hat man bisweilen den Eindruck, hier seien unterschiedliche Sänger am Werk. Mal werden Früh-70er Pink Floyd Einflüsse erkennbar, dann wieder geht es in rein klassische Gefilde. Auch erinnert es mal an die psychedelischen Ausflüge auf dem Second Hand Album "Death may be your Santa Claus" oder von einigen Orgelpassagen her auch an Egg bzw. National Health. Aber auch zarte Akustikgitarrenparts gehören zum Klangbild von TPE. Auch wenn dies auf den ersten Blick ein ziemlich wilder Mix zu sein scheint, es ist dem amerikanischen Musiker gelungen, alles zu einem wirklich interessanten, homogenen Ganzen zu verschmelzen, wo Melodiöses und fast schon Avantgardistisches gleichberechtigt nebeneinander existieren können. Toll! Und nachdem ich dieses Album nun schon wirklich sehr oft gehört habe, justiere ich die Benotung noch einmal nach oben, da ich immer noch etwas Neues entdecke.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010