CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Orbs - Asleep next to science
(66:57, Equal Vision Records, 2010)

Immer mehr scheint bei jungen Bands zu gelten: alles ist möglich. Tracks, die auch mal länger als 10 Minuten dauern? Egal. Opulente Ausgestaltungen mit leichtem Hang zum Größenwahn? Warum denn nicht. Alternative Rock mit metallischen Absprüngen und elektronischen Spielereien einfach durch den progressiven Fleischwolf drehen? Geht alles. Orbs, die sich zum Teil aus Musikern anderer Bands wie z.B. Between The Buried And Me oder Cradle Of Filth rekrutieren, sind die Schubladen wohl letztendlich komplett egal, man fühlt sich sichtlich wohl in einer leicht überdrehten, theatralischen Welt. Wo man ansonsten beim Alternative Rock auf das Wesentliche setzt, ist hier immer wieder Raum für weitere verschnörkelte Ausgestaltungen, den Blick hinweg über die eigene Genregrenzen und musikalischer Zuckerguss mit noch einem herben Schuss Alkohol darüber. Alles was der Punk Ende der 70er wegwehen wollte, ist nun im neuen Gewand und viel raffinierter, weniger offensichtlicher wieder zurück. Wer den Gesang von The Mars Volta in noch weiteren Höhen ertragen kann, die Wucht und den Bombast von Muse in weitere Extreme gelenkt haben möchte, der ist bei Orbs sicherlich auf der richtigen Party.

Kristian Selm



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