CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Mugstar - Lime
(40:05, Important Records, 2010)
Bei gutem Space Rock besteht die Kunst darin, mit einfachen Mitteln Intensität und Power zu erzeugen. Nicht Gefrickel ist hier gefragt, sondern langsam, sich steigernde Wiederholung bauen die Spannung auf. Kraft und Härte sind die klanglichen Waffen, die Mugstar aus Liverpool verwenden, um die vier Titel auf "Lime" aber so richtig in Fahrt zu setzen. Das volle, pulsierende Brett lautet die Devise, und schon hebt das Raumschiff ab zu Reisen durch psychedelisch verklärte Farbwelten in weite, endlose Klangstratosphären. Interessant dabei, welchen Einfluss der Krautrock in England hinterlassen hat. Der minimale Rhythmus vom 13-minütigen Trip "Serra", ist sehr nahe an Can bzw. frühe Kraftwerk angelehnt. Es tickert einfach unbeirrt in einem fort, während die Gitarre mystisch schwebt, die Orgel kleinere Melodien ständig wiederholt, dazu minimal, aber sehr gekonnt sich die innere Intensität mit leichten Saxophonstößen immer mehr anhebt. Passend zum Albumtitel, geht man der Musik sprichwörtlich auf dem Leim und verklebt mir ihr zu einer zähen Flugmasse. Musik, die aus den späten 60ern, frühen 70ern stammt, in gewissen Variationen aber heutzutage immer noch funktioniert, muss wohl etwas zeitloses Geniales haben. Das haben sich wohl auch Mugstar gedacht und sind mit ihrem scheppernden Sternkreuzer jenseits aller Tagesaktualität unterwegs.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010