CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Mojo Pojo - Mojo Pojo
(53:37, Angry Pojo, 2010)

"Venezuelan Frit Experimental Prog Rock Avant Garde Kraut Post Punk from Hell" - das klingt übermächtig, komplex und sehr anstrengend. Ist es aber nicht. Vielleicht gehören Übertreibungen bei Mojo Pojo zum Konzept. Denn man könnte die Band auch ganz simpel in den Bereich Progressive Rock stecken, modern und etwas heavy gespielt. Von Krautrock, Avantgarde, Post Punk oder Experimenten ist man auf dem Debüt sehr, sehr weit entfernt. Doch auch wenn die Band aus Caracas, Venezuela progressiv konventionell agiert, heißt das noch lange nicht, dass hier Langeweile aufkommt, man Progressive Rock aus dem Setzkasten auf die Lauscher bekommt. Die Band verschärft des Öfteren Tempo und Härtegrad bis hin zum Prog Metal, leichter Latin Touch, jazz-rockige Einsprengsel und teils spanisch-sprachiger Gesang sorgen für exotische Beigaben. Wie jedoch schon oben angedeutet, verzichtet man auf zu abgedrehte Experimente, die instrumentalen Passagen fügen sich harmonisch in die Songstruktur ein. Überhaupt scheint man mehr den lockeren Harmonien zugewandt zu sein, denn den sperrigen Tönen. Besonders wenn das südamerikanische Flair die Oberhand gewinnt, entsteht hier ein groovender Mix, der das Tanzbein zum Mitwippen bringt, aber doch deutlich der europäischen bzw. amerikanischen Rockhistorie Tribut zollt. Proggy und relaxt, metallisch und funky - Mojo Pojo sind gute, intensive Songschreiber, die die Komplexität eher geschickt verstecken und in ausbalancierte, eingängige Strukturen verpacken. Dieses Debüt geht einfach gut ins Ohr, der Magen wird tieftönig angeregt und sogar die Beine bekommen ihr Recht. Progressive Rock bzw. moderater Prog Metal aus Südamerika funktioniert auf ganz anderen Ebenen.

Kristian Selm



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