CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Yogi Lang - No decoder
(56:47, Gentle Art Of Music, 2010)
Als drittes Puzzleteil von RPWL legt nun Yogi Lang sein erstes Soloalbum vor. Während Gitarrenkollege Kalle Wallner mit Blind Ego mehr auf die rockige, härtere Seite setzt, ex-Bandkollege Christ Postl mit Parzival's Eye seine Vorliebe für sinfonischen Progressive Rock bewies, setzt der Sänger / Keyboarder / Gitarrist von RPWL auf einen sehr floydigen Ansatz. Er entfernt sich am wenigsten vom ursprünglichen Ansatz von RPWL, ohne jedoch nur eine simple Kopie seiner Stammband abzuliefern. Denn auch wenn diverse, der 11 Titel auf ein reguläres Album der Band aus Freising gepasst hätte, so experimentiert auch er mit anderen musikalischen Facetten, gibt sich insgesamt eine Spur relaxter, gelassener. "No decoder" überzeugt vor allem mit zwei Ansätzen. Gerade das Songmaterial, das von Pink Floyd inspiriert ist, nimmt noch mehr vom Vorbild auf. Seien es nun Klangspielereien, mehr Einsatz von Orgel und analoge Tastensounds, Saxophon als Gastinstrument oder vor allem das Vertrauen auf getragenes Mid Tempo. Vielleicht liegt es unterschwellig aber einfach daran, dass mit Guy Pratt ein hochkarätiger Vertreter an Bord ist, der zuletzt auch zum Line-Up von Pink Floyd bzw. David Gilmour gehörte. So gleitet vor allem der erste Teil des Albums angenehm vor sich hin, wirkt hier nichts inhaltlich überstürzt, aber dennoch sehr passend und vor allem richtig gut anhörbar zusammengebaut. Vor allem dadurch, dass Yogi Lang vermehrt in die Tasten greift, er aber mit Gitarrist Torsten Weber einen ebenso guten Partner hat, entsteht eine stimmungsvolle Atmosphäre, die zuweilen auch als reine Instrumentalstücke funktionieren. Die interessanten Songperlen sind vor allem im zweiten Teil des Albums versteckt. Aus der Zusammenarbeit mit Lazuli Frontmann Dominique Leonetti entstand das in Französisch gesungene, leicht melancholische "Alison". Beim großartigen Instrumental "Sensvalue" geht richtig heavy und vor allem proggig offensiv die Post ab. Die Keyboards jubilieren sphärisch in den Äther und vor allem die heftige Tempoverschärfung ist eine willkommene Abwechslung im Gegensatz zur sonstigen eher unaufgeregten Spielweise des Albums. Mit "No decoder" präsentiert sich der floydige, getragene, zurückhaltende Spross aus der RPWL-Familie. Wie auch die anderen Soloalben aus dem RPWL Umfeld überzeugt dieses Album einmal mehr sowohl klanglich, als auch vom musikalischen Gehalt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010