CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

K2 - Black garden
(55:48, Magna Carta, 2010)

Werbung neigt zur Übertreibung. Das ist beim Anpreisen von neuen Prog CDs nicht anders. Ein Album gleich als "sofortiger Prog Klassiker" zu bezeichnen, ist trotzdem eine Frechheit. Selbstverständlich spielt das Bandprojekt K2 um Ken Jaquess (u.a. mit Spock's Beards Ryo Okumoto an den Tasten) einen durchaus veritablen und gut gemachten Retro Prog, aber vielleicht liegt es einfach an der zurückhaltenden, deutschen Seele, dass man sich eben nicht sofort in überschwängliche Begeisterung stürzt. "Black garden" beschreibt in teils epischen Stücken die Reise der Polynesier, die mit erstaunlichen seemännischen Fähigkeiten ausgestattet den Pazifik durchquerten auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten und dies knapp 2000 Jahre bevor sich ein gewisser Columbus über den Atlantik wagte. So spielen vor allem dramatische, ausladende, aber auch nachdenkliche, zurückgenommene Passagen eine essentielle Rolle, die vor allem Keyboardtechnisch richtig schön Retro gehalten sind. Der stimmlich grobschlächtig agierende Josh Gleason reiht sich in gabrieleskem Gedenken ein, ohne jedoch die stimmliche Tiefe des Meisters zu erreichen. Professionell präsentiert und umgesetzt, agieren K2 gekonnt und routiniert, ohne sich jedoch zu weit aus dem Fenster der Überraschungen herauszulehnen. "Back to basics" lautet die Devise bei Magna Carta, die wieder vermehrt auf Progressive Rock setzen wollen. Früher stand das Label mal uneingeschränkt für Qualität, dass hier aber die Geschmäcker auseinander gehen, zeigt sich an den unterschiedlichen Kritiken, die dieses Album bisher auslöste. Deswegen gilt einmal mehr: einfach mal bei www.myspace.com/k2ken vorbeisurfen, reinhören und selbst entscheiden.

Kristian Selm



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