CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
JazzKamikaze - Supersonic revolutions
(49:32, Seven Seas Music, 2010)
Sie sehen aus wie die nette Boyband von nebenan, so richtig zum Knuddeln eben. Doch die Youngsters aus Skandinavien haben viel mehr auf dem Kasten, als nur nett dreinzuschauen. 2005 gewann man den Young Nordic Jazz Comets und legte kurz danach einen sehr interessanten Mix aus Rock, Jazz und modernen Einflüssen vor. Mit "Supersonic revolutions", dem mittlerweile dritten Longplayer, setzt man noch einen drauf und festigt einmal mehr den Ruf einer faszinierenden musikalischen Bandbreite, die ein nach Worten suchender Kritiker als progressive Schnittmenge zwischen Genesis und Radiohead titulierte. So lassen sich die 12 Songs auf dem aktuellen Album ebenfalls in kein so richtig passendes Schema pressen, machen sie JazzKamikaze dafür zu einer zeitgemäßen, aber keineswegs alltäglichen Band. Die Jungs mixen mit einer beeindruckenden Lockerheit sinfonische Elemente mit jazzigen Interluden und verpacken dies mit luftigen poppigen Melodien. Das wirkt so ansteckend locker und mitreißend eindringlich, dass man sich fragt, warum bisher noch keine andere Band in dieser Konsequenz diesen teuflischen Schritt wagte. Natürlich erkennt man gewisse Inspirationsquellen, wie z.B. Mew, die instrumentale Seite von Jaga Jazzist oder weitläufigen, melodischen Post / Art Rock, trotzdem wirken JazzKamikaze erfrischend anders. Was auf diesem Album richtig beeindruckend ausgefallen ist, ist das Gefühl für absolut catchige, fast schon radiotaugliche Melodien, die perfekt in das ganz eigene Klangspektrum eingewoben werden. Doch dazwischen gibt es eben auch heftige Riffs, die voluminöse Wall-Of-Sound Vollbedienung; alles aber nie zu überzogen, sondern geschmackvoll verpackt und gespielt. Anspruchvoller Pop mit wunderschönen Gesangsharmonien, der auf allen Ebenen funktioniert - eine absolut empfehlenswerte und großartige Entdeckung!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010