CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Hawkwind - Blood of the earth
(59:54, Eastworld, 2010)

Die Pausen zwischen den Alben werden zwar bei Hawkwind immer länger, aber immerhin kann man sich zwischenzeitlich als Ausgleich mit dem Backkatalog der Space Rock Pioniere beschäftigen. Seit einiger Zeit wird aus der über 40-jährigen Historie manch Meilenstein, aber natürlich auch einige veröffentlichungstechnischen Fragezeichen mit jeder Menge Bonusmaterial und ansprechender Verpackung wiederveröffentlicht. "Blood of the earth" nennt sich derweil das neue Studiowerk, das einerseits auf die alte Magie baut, zusätzlich jede Menge wabernde, moderne Ambientsounds und einige Sprechpassagen mit einbringt. Hawkwind Leader Dave Brock versucht somit mit seinem musikalischen Raumschiff den Brückenschlag zwischen treibenden Space Rockern und esoterischer Sinnsuche, einem Spagat, der leider nicht über gesamte Laufzeit des Albums von Erfolg gekrönt ist. Ab und zu scheint er in den eigenen Nebelschwaden einfach die Orientierung verloren zu haben. Dass "Blood of the earth" dennoch zu den stärkeren Veröffentlichungen der letzten Jahre im Hawkwind Universum zählt, hängt einfach damit zusammen, dass wenn die Weltraumritter spacig losrocken, sie immer noch eine ganz eigene Klasse für sich darstellen. Die Synthies blubbern durch Tim Blake gekonnt weitläufig in den Äther hinein, die Gitarre geht richtig gut nach vorne los, der virtuelle Flug in fremde Weiten ist hier wirklich schon fast physisch greifbar. Einmal mehr bestätigen sich Hawkwind als die herrschenden Führer in ihrem ganz eigenen Underground Genre, auch wenn auf diesem Album nicht alles der Weisheit letzter Schluss ist.

Kristian Selm



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