CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Trey Gunn - Modulator
(50:51, 7d Media, 2010)
Werden ansonsten Schlagzeugsoli eher als Ausschmückung eines Songs im Livekontext gewählt, bei dem die anderen Instrumentalisten mal für einige Minuten Sendepause haben, so entstand "Modulator" quasi mit dem ungekehrten Ansatz. Marco Minnemann spielte ein 51-minütiges Schlagzeugsolo live ein, über das später Trey Gunn seine Ideen komponierte. So wurde das Solo in 22 Titel bzw. Segmente aufgeteilt, die allein der stets wechselnde Groove zusammenhält. Erstaunlicherweise erkennt man kaum noch, dass es sich ursprünglich um ein alleinstehendes Solo handelte, denn das, was Gunn hier instrumental mit diversen Saiteninstrumenten und Samplern darübergelegt hat, lässt zuweilen den Eindruck von richtigen, gewollten Kompositionen erscheinen. Leichter Stoff ist "Modulator" dennoch keineswegs. Nachvollziehbare Strukturen sind immer nur kurz vorhanden, ansonsten geht es munter in den experimentellen, avantgardistischen Bereich, spielen besonders elektronische Exkursionen eine recht große Rolle. Dabei überschreitet dieses Album an mehreren Stellen die Grenze des noch Anhörbaren problemlos. Hin und wieder schälen sich dafür einige spannende Momente zwischen technischem, crimsonesken Progressive Rock und Avantgarde heraus, aber leider wird viel zu viel vom willkürlichen, dissonanten und sehr anstrengenden Durcheinander zugekleistert. Sicherlich vom spielerischen Können kein schlechtes Album, aber nur für absolute musikalische Freigeister interessant und faszinierend.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010