CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Grobschnitt - Die Grobschnitt Story 0
(53:44 + 51:03, MIG, 2010)

Seit vielen Jahren kümmert sich Eroc überaus rührig um die perfekte klangtechnische Aufbereitung der Grobschnitt Historie. Viele der unzähligen Grobschnitt Veröffentlichungen sind zwar vor allen an die beinharten Fans der Band gerichtet, doch mit "Die Grobschnitt Story 0" wird ein ganz frühes Kapitel neu aufgeschlagen, was sicherlich bei allen Krautrock Liebhabern auf Interesse stoßen sollte. Noch bevor Grobschnitt zum ersten Mal ins Studio gingen und zu Zeiten, als sich die Hagener Formation noch Kapelle Elias Grobschnitt nannte, entstanden 1971 im Proberaum die Aufnahmen dieses Doppelalbums. Dabei handelt sich um das komplette Material des ersten Albums, sowie zusätzliche Titel, die aufgrund der begrenzten Laufzeit einer Vinyl LP nicht mehr auf das Album passten. Gerade das frühe Material wirkt noch wesentlich rauer, ungeschliffener, viel mehr im ungestümen frühen Krautrock verwurzelt, als das sinfonische Material wie z.B. "Rockpommels Land", welches auf späteren Alben folgen sollte. Zudem agierte man damals noch mit zwei Schlagzeugern und wesentlich rhythmusorientierter, was Grobschnitt auch den Beinamen "Westfälische Santana" einbrachte. Im Vergleich zum offiziellen ersten Album sind kleinere, aber nicht essentielle Veränderungen zu vernehmen, vor allem bei den Tasten, da Keyboarder Hermann Quetting erst später zur Band stieß. Trotzdem sind diese liebevoll restaurierten Aufnahmen vor allem klanglich überaus überzeugend und teilweise besser ausgefallen, als das, was später im Studio mit begrenztem Budget zusammengetüftelt wurde. Wie bei allen "Story" Veröffentlichungen gewohnt, rundet ein ausführliches, launig amüsant geschriebenes Booklet diese packende Reise in die Frühgeschichte deutscher Rockmusik perfekt ab.

Kristian Selm



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