CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Gerard - Ring of eternity
(48:48, Altavoz Alt, 2010)

Fast alles beim Alten bei Gerard: bombastischer, wuchtiger Retro Prog mit jeder Menge analogem Tastenarsenal und einigen quietschigen Keyboardsounds zum Haare föhnen. Doch eben nur fast, denn nach knapp 6-jähriger Albumpause ist man mittlerweile als Quartett unterwegs und hat seit vielen Jahren mit Yasuo Sasai wieder einen offiziellen Sänger in den eigenen Reihen. Am leichten Akzent merkt man dem Shouter zwar unweigerlich an, dass er aus Asien kommt, auch ist die Tonlage etwas höher als für westliche Ohren gewohnt. Dennoch gibt Sasai gesanglich einen überzeugenden und sicheren Frontmann mit genügend Power in den Stimmbändern ab, wenn auch ein gewisser Hang zur Schmalzigkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Das instrumentale Trio an Keyboards - Bass - Schlagzeug erzeugt zwar wie immer jede Menge Dampf nach vorne, doch nimmt sich Bandleader / Keyboarder Toshio Egawa erstaunlich oft spielerisch und in den Arrangements zurück. Er setzt mit der gewissen Weisheit des fortgeschrittenen Alters vermehrt auf druckvolle, richtige Songs, denn auf nur flitzende Fingerübungen. Dies führt unweigerlich dazu, dass sich Gerard mehr zurück zu den Wurzeln, der eigenen Vergangenheit, hin in die 80er bewegen, als man zudem auch noch einen Gitarristen mit an Bord hatte. Zwar geht es hin und wieder in fast schon triefend kitschige Gefilde, aber so sind sie eben, die Herren aus Fernost. Natürlich ist "Ring of eternity" in erster Linie ein typisches, recht überraschungsfreies Gerardalbum, das genauso klingt, wie man es letztendlich erwartet. Trotzdem tut die gesangliche Blutauffrischung vor allem den Arrangements und der inneren Abwechslung hörbar gut, da eben nicht immer nur die volle instrumentale Breitseite abgefeuert werden muss.

Kristian Selm



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