CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
All Over Everywhere - Inner firmaments decay
(41:51, Emkog Records, 2010)
Während von Steven Wilson und Arjen Lucassen bekannt ist, dass sie in diversen Projekten bzw. Bands ihr musikalisches "Unwesen" treiben, sind die mannigfaltigen Aktivitäten von Dan Britton weit weniger bekannt. Das liegt natürlich daran, dass er mit Bands wie Birds And Buildings, Cerebus Effect oder Deluge Grander eher zu den Insider Tipps im Prog Underground gehört. Die musikalische Qualität ist jedoch immer beachtlich, alleine auf der produkttechnischen Seite ist hier eben einfach weniger Budget vorhanden. Ein weiterer Mosaikstein in seiner Historie ist die Band All Over Everyhwere. Zusammen mit der Multi-Instrumentalistin Trinna Kesner schreibt Dan Britton Musik und Texte für diese Band. Inhaltlich geht es wesentlich songorientierter, ruhiger, insgesamt weniger experimentell als bei den anderen Bands, bei denen Britton maßgeblich beteiligt ist, zur Sache. Dennoch hat das Material auf "Inner firmaments decay" eine deutlich sinfonische Schlagseite mit sehr viel Retro Appeal abbekommen, wirkt die Stimmung wie ein Paralleluniversum aus einer anderen Zeit. Weiterhin sind die Songs nicht nach dem typischen Einheitsschema Strophe - Chorus - Strophe aufgebaut, funktionieren aber trotzdem eher traditionell. Mit einem sehr breit gefächerten Instrumentarium, das von analogen 70s Keyboardklängen bis hin zu Zither, Oboe, Klarinette, Violine und Cello reicht, entsteht ein sehr dichter, etwas klassisch geprägter Klangkosmos. Doch trotz unzähliger Instrumente wirkt das Gesamtresultat keineswegs zu überladen, steht mehr der Gesang bzw. das Songgerüst im Fokus. Im Vergleich zu den eingangs angesprochenen Bands ist dies das bisher zugänglichste Projekt von Dan Britton. Trotzdem sind All Over Everywhere zweifellos verschroben, leicht psychedelisch, irgendwie andersartig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010