CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

French TV - I forgive you for all my unhappiness
(44:50, Pretentious Dinosaur Recordings, 2010)

Erneut musste man mal wieder etwas länger auf das inzwischen zehnte Album von French TV warten. Jedoch einmal mehr hat sich das Warten auf das etwas andere Musikerkollektiv gelohnt. Mastermind und Bassist Mike Sary arbeite auf diesem Album mit jeder Menge musikalischer Gäste zusammen, was vielleicht zum Teil die vierjährige Albenpause seit dem letzten Studiowerk erklärt. So sind u.a. Keyboarder Steve Katsikas von Little Atlas, Gitarrist Shawn Persinger (ex-Boud Deun) und Keyboarder Paolo Botta von Yugen mit von der Partie, während bei den Blechbläsern natürlich auch nicht Saxophon und Klarinette fehlen dürfen. Es geht gewohnt unkonventionell in der typischen French TV Aura zur Sache. Munter wird rein instrumental zwischen Jazz und Progressive Rock gewechselt, dazu immer wieder ein paar Takte Avantgarde und Humoriges eingestreut. Gerade, weil bei French TV immer auch ein gewisses Maß an Lockerheit und Selbstironie dazugehört, bewegen sich die rein instrumentalen, durchaus anstrengenden Exkursionen eben nicht auf dem Niveau von klinisch kalter Musik für den gehobenen intellektuellen Reifegrad. Mike Sary hat nicht nur immer den ironischen Schalk im Nacken, auch seine Fähigkeit, Kompositionen mit einer gewissen Geradlinigkeit zu präsentieren, sie in eine einigermaßen nachvollziehbare, wenn auch sperrige Struktur zu quetschen, macht die sechs Kompositionen dieses Albums gut konsumierbar. Dass bisweilen die Keyboards jedoch einige sehr eigenartige, billig klingende Sounds reproduzieren, ist noch verzeihbar und gehört wohl irgendwie bei French TV dazu. Die Amerikaner haben sich anscheinend schon lange damit abgefunden, dass sie selbst im von der Allgemeinheit ignorierten Prog Underground wohl für immer eine etwas exotische Randnotiz bleiben werden. Doch ist das letztendlich egal, denn immer noch steht diese Band für Qualität und deshalb dürfen sich die handverlesenen Fans bei "I forgive you for all my unhappiness" eben wiederum über ein weiteres gutes Album freuen.

Kristian Selm



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