CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Ennïs Tóla - Seeds
(37:47, Anon Islet Records, 2010)
Ganz schön verwirrend, die globale Welt. Ein Bandname, der von der Notation irgendwie komisch und fremdartig ausschaut, Musik, die recht orientalisch anmutet, trotzdem von rohen Gitarrenriffs durchzogen ist und dann kommt diese Gruppe überraschenderweise aus dem australischen Melbourne, von ganz unten auf der Weltkugel. Auch wenn dies alles auf den ersten Blick nicht zu passen scheint, so ist das Material und der Ansatz auf "Seeds" als überaus stimmig und gelungen zu bezeichnen. Gerade die Einflüsse aus dem Orient, von Klezmer bis hin zu arabischen Anklängen, fügen sich sehr geschmeidig in den Rockkontext mit rauchiger Stimme ein. Auf der einen Seite exotisch, mystisch, ungewohnt, andererseits aber irgendwie doch so vertraut. Es muss nicht immer purer Prog sein, würzig, geschmackvolle Rockmusik mit ungewohnter Rhythmik ist ebenfalls sehr gehaltvoll. Dazu bleibt die Erkenntnis, dass der Orient mitunter eben doch ganz wo anders ist, als man ihn eigentlich aufgrund seiner Geographiekenntnisse vermutet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010