CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

An Emerald City - Circa Scaria
(53:22, Privatpressung, 2010)

Alleine für den Aufnahmeort ihres Albums verdienen An Emerald City einen Sonderpreis. In der abgelegen Höhle in Whatipu fernab von Straßen und Zivilisation, jedoch in einigermaßen gut erreichbarer Entfernung von der neuseeländischen Metropole Auckland, wurde der Grundstein für "Circa Scaria" gelegt. So mystisch, wie die Lokation der Albumentstehung, so eindringlich andersartig sind die perkussiven Rhythmen, die dieses Album prägen. Scheinbar aus dem Erdinnern dringende Grundschläge tragen die rein instrumentale Musik, die aus dem hypnotischen, epischen Rock kommt, aber dennoch sehr viele stilistische, spannende Ausgestaltungen enthält und weltmusikalische Brücken schlägt. Wie eine Verbindung aus Erde und Weltall sucht die Geige Halt in der orientalischen Welt, schwebend Gitarrensaiten auch mal spacig abgehoben davon. "Circa Scaria" ist ein Album, das sehr viel auf Stimmungen baut, diese funktionieren mit einer faszinierenden Intensität, dass man von der Musik sinnbildlich vereinnahmt wird. Das ist kein reines Anhören, sondern ein Verschwimmen zwischen Hören und Fühlen, mit Emotionen, die tief aus der menschlichen Seele kommen. Was langsam beginnt, nimmt immer wieder aufs Neue Fahrt auf, spielt dem Hörer sein eigenes Kino auf einer Großbildleinwand weit entfernt von den urbanen Zentren der Welt. Gerade live konnten An Emerald City diesen Herbst als Vorband von Black Mountain beweisen, dass ihre Musik vor allem auf der Bühne noch eine ganz andere Dimension gewinnt. Schade nur, dass es derzeit etwas schwierig ist, an eine Original CD dieses großartigen Albums heranzukommen.

Kristian Selm



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