CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Elysium Theory - Modern alchemy
(66:46, Privatpressung, 2010)

CD einlegen - und "um uns ward's Elysium" wie beim alten Klopstock? Nun, nicht ganz, doch immerhin ist dies schon die zweite CD aus dem "PNL No. 70"-Stapel mit hohem, relativ Styx-verdächtigem Gesang. Allerdings intoniert Dan Peterson leider ein klein wenig quengeliger - wenn auch nicht so ausgeprägt, wie man dies bei Power Metal-Bands allzuoft erlebt. Die aus New York stammende Band zählt (u.a.) sowohl Dream Theater wie auch Porcupine Tree zu ihren Idolen, erinnert den Rezensenten aber eher an Enchant. "Lorimer's pulse" sowie das Intro zum knapp acht Minuten laufenden "Spiritcom" zeigen, dass die Theoretiker ein ausgesprochenes Händchen für Intros und spannungsaufbauende sowie -erhaltende Arrangements haben. Angenehm ins Ohr gehen die authentischen Piano-Sounds von "All seeing eye" oder - fast Savatage-artig - von "Russian Wwnter". Begeisternd nach dem geschmackvollen "weniger kann mehr sein"-Prinzip fallen auch die Keyboard- und vor allem Gitarren-Soli von "Beyond yourself" aus. "Chaos" verbreitet Power Metal-Feeling und "Intrigued by faith" lässt uns Peterson mal in deutlich tieferen Lagen erleben. Zu den wenigen Minuspunkten zählt ein relativ einförmiges Material, das gekonnt, aber ohne Überraschungen vorgebracht wird, sowie die Abwesenheit von Booklet und/oder Texten. Zu den Pluspunkten gehört das spaßige Coverbild (ist Informationstechnologie die Alchemie - Geheimwissenschaft der Moderne?). Reicht in Summe nicht ganz fürs Elysium (die Insel der Seligen), aber für eine warme Antest-Empfehlung allemal.

Klaus Reckert



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