CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Different Light - Icons that weep
(43:34, Privatpressung, 2009)

Die Neo Progger Different Light bestanden in Malta von 1994 bis 1999. Mastermind war der damals blutjunge Trevor Tabone (Keyboards, Rhythmusgitarre und Vocals), der auch kompositorisch den Löwenanteil am einzigen Album-Output "All about yourself" (1996), einem Konzeptalbum, hatte. Im Herbst 1998 durfte man sogar Fish als Support begleiten, damals klang die Band teilweise ein wenig nach IQ, wenngleich sie stets um eigenständiges Songwriting bemüht war. Weil Tabone die Insel letztlich zu klein wurde (den für das Gesamtkonzept wichtigen Lead- Gitarristen hatte man zuvor bereits durch Auswanderung verloren), zog es ihn nach Prag, wo er noch heute lebt - und auch musiziert. Die Band wurde 2008 mit tschechischen Musikern, vor allem mit dem Gitarristen und Co-Komponisten Hynek Kocourek, neu gebildet und reanimiert, und Ende 2009 erschien sogar das hier zu besprechende neue Album. Different Light machen hier im Endeffekt das, was sie in Malta schon früher gemacht haben: sie spielen Kompositionen von Tabone, die trotz diesmal häufigen Abdrifts in kommerzielle Gefilde viele harmonisch-melodiöse ClassicPopRock - Momente zeigen. Richtig progrockig wird es im Gegensatz zum Erstling aber kaum noch, das Tempo wurde leider noch mehr heraus genommen, so dass man sich wünscht, die Leinen würden mal so richtig losgelassen, es bleibt nur bei Ansätzen dazu. Zwei der Songs wurden von Kocourek kompositorisch beigesteuert, man merkt es am veränderten Rhythmus und der heraus gehobenen Gitarrenarbeit und in einem der beiden Titel ("Unholy land") gibt es zarte Anleihen bei Wilson und PT. Dem ruhigeren (Familien-) Leben nach Ende der Sturm- und Drangphase Tabones ist es wohl geschuldet, dass er mit DL nun nachdenklicher und träumerischer klingt, als dies einer Prog-Band gut zu Gesicht stünde. Ihrem eigenen Stil treu bleiben DL allerdings auch im positiven Sinne, denn geschmackvoll unterhaltsame Momente mit intelligent-stimmigen Gitarren, auch akustischen, neben flächigen Synthies auch verträumten Pianoparts und einem gegenüber früher deutlich verbesserten - teils mehrstimmigen - Gesang gibt es eine Menge. Ein insgesamt ruhiges, etwas zu braves und zu "nettes" Album, dem trotz gewisser musikalischer Qualitäten leider in manchen Songs auch etwas die kreative Luft ausgeht. Da ich selbst jedoch erklärter Malta - Fan bin und Trevor persönlich kenne, "fühle" ich dieses Soft-NeoProg - Album sicher anders als neutrale Hörer. Auch das neue DL - Album hat eindeutig den Geschmack und Geruch von Malta - und allein dafür mag ich es. Um mich richtig zu begeistern, hätte es jedoch unbedingt rockiger, druckvoller und dynamischer sein müssen. Wer mal in den Wohlklang reinhören möchte (auch in den Output von 1996), findet einige Songs auf myspace/differentlightsound.

Jürgen Wissing



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