CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Deformica - Paramo
(39:45, Viajero Inmovil, 2010)
Wenn eine Band von King Crimson inspiriert ist, dann bedeutet dies meist der Versuch, technisch und vertrackten Art / Progressive Rock auf allerhöchstem spielerischem Niveau zu reproduzieren. Das ist nicht immer einfach für den Hörer, hier ist meist aktives und genaues Zuhören gefordert. Der argentinischen Instrumentalformation Deformica hört man ebenfalls ganz deutlich an, dass hier der karmesinrote König in ziemlich großen Dosen ins eigene Gedankengut aufgesogen wurde. Es sind vor allem die beiden Gitarristen, die in typischer Robert Fripp Manier die Saiten sehr flott bearbeiten, während Rhythmus und Tasten (sehr viel Fender Rhodes und Hammond) doch wesentlich relaxter und luftiger, wenngleich ebenfalls recht virtuos begleiten und untermalen. Das Quintett bleibt somit trotz eines anspruchsvollen Ansatzes keineswegs zu verkopft, sondern es schleicht sich eine gewisse verspielte Lockerheit ein, die das Gebotene wesentlich einfacher erscheinen lässt. Natürlich ist das Material auf "Paramo" immer noch sehr fordernd und keine nette Begleitmusik für den gemütlichen Sonntagnachmittags Tee. Deformica bewegen sich aber meist genügend weit weg vom reinen Plagiat oder Klone, krasse Brüche sind ihnen dennoch nicht fremd und zuweilen geht es auch richtig heftig und etwas düsterer zur Sache. Instrumentale, komplexe Musik für den fortgeschrittenen Hörer.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010