CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Cirrus Bay - A step into elsewhere
(54:41, Privatpressung, 2008)

Das vorliegende Album ist das zweite Werk des amerikanischen Quartetts. Ihr Debüt "The slipping of a day" hatte ich noch als etwas halbgar in Erinnerung. Ein erneutes Antesten des Erstlings bestätigt mir dies, schon der Gesang beim Eröffnungssong ist zum Weglaufen. Doch auf dem zweiten Werk präsentiert sich die Band schon weitaus gereifter! Wobei der Begriff Band einzuschränken ist, denn im Prinzip ist dies die Musik des Bill Gilham, der elektrische und akustische Gitarren sowie die Tasteninstrumente bedient. Neben Schlagzeuger Mark Blasco gehören die beiden Sängerinnen Sharra Acle und Alisha Gilham zum Line-Up. Auf den unsäglichen männlichen Gesang, der das Debüt einigermaßen verhagelte, wurde auf "A step into elsewhere" glücklicherweise vollkommen verzichtet. Recht so! Die Musik von Cirrus Bay ist sehr melodieselig, eine Mischung aus symphonischen Klängen und eingestreuten folkigen Passagen. Sowohl im Tastenbereich, der leicht zu dominieren scheint, als auch in Sachen Gitarrensoli ist alles im grünen Bereich. Die Stimmen sind zwar kein Kaufargument, aber sie gehen, von wenigen winzigen Wacklern abgesehen, in Ordnung. So gesehen also schon mal eine gewaltige Steigerung. Die Kompositionen sind zum Teil recht lang (z.B. das abschließende fast 17-minütige "Zenobia"), aber sie besitzen durchaus Charme. Abwechslungsreiche Arrangements sorgen dafür, dass es nicht eintönig wird. Wenn man diese Beschreibung liest, könnte man den Verdacht haben, dass man Cirrus Bay in Richtung Yesterdays (meine Lieblingsrumänen) einordnen kann. So ganz falsch liegt man damit nicht, in den sehr guten Momenten erinnert es ein wenig daran, doch insgesamt erreichen sie nicht die Qualität der Rumänen. Aber Fans von Yesterdays (deren mit Spannung erwartetes zweites Album hoffentlich in der nächsten Ausgabe zur Besprechung vorliegt) könnten potenzielle Interessenten für die Musik von Cirrus Bay sein. Aber diesen sei gesagt: bitte direkt mit diesem Album anfangen, das Debüt verstört eher.

Jürgen Meurer



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