CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Chris - Making sense
(70:02, Progress Records, 2010)

Wer ist CHRIS? Chris de Burgh ist es nicht, Chris Christofferson auch nicht, Chris Evert erst recht nicht, Christian Selm schon mal gar nicht. Nein, CHRIS kommt aus Holland, heißt mit vollem Namen Christiaan Bruin und hat mit "Making sense" nun schon sein zweites Solo-Album veröffentlicht. Solo im wahrsten Sinne, denn der Holländer singt, schrieb die Texte, komponierte alle Songs und spielt auch gleich selbst alle Instrumente ein. Macht das Sinn? Schon, wenn man die Instrumente so gut beherrscht wie der Holländer, allerdings mit Einschränkung, denn mit den Gesangslinien ist eher kein Schönheitspreis zu gewinnen, besonders, wenn Chris meint, eher rotzig rüberkommen zu müssen. Es wird gar nicht mal so wenig auf diesem Album gesungen, aber trotz ein paar fragwürdiger Passagen schreckt mich der Gesang insgesamt nicht so sehr ab, dass er mir das Werk verhagelt. Zumal die gebotene Musik hübsch anzuhören ist. Nicht spektakulär, aber immerhin mit einigen schönen Nummern, in denen Keyboards und Gitarren gleichberechtigt nebeneinander bzw. zusammen agieren. Auch braucht man jetzt keine programmierten Rhythmen zu befürchten, denn hauptamtlich spielt Bruin Schlagzeug in der sehr talentierten Band Sky Architect. Neoproggige Passagen wechseln sich mit symphonischem Wohlklang ab, wobei er gerne mal ein Mellotronchörchen einschiebt. Bisweilen schimmert auch mal eine Prise Beatles durch, noch deutlicher scheint mir ein gewisser Kayak-Einfluss. Ordentliches Album, Respekt für einen vielseitigen Musiker. Mit besserem Gesang wäre noch einiges mehr drin.

Jürgen Meurer



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