CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Absolace - Resolved
(43:56, Privatpressung, 2010)
Die persönliche Suche nach Prog Bands aus möglichst exotischen Ländern hat ein neues Ziel gefunden: Dubai. Doch ganz wie in der Wirtschaft vor Ort, wo die Einheimischen das Geld liefern, das Know How vor allem aus Europa und die billigen Arbeitskräfte meist aus dem asiatischen Raum eingekauft werden, ist auch bei Absolace alles nicht komplett in einheimischer Hand. Ein gebürtiger Grieche, ein Libanese, ein Australier und zwei Engländer komplettieren das Line-Up der Newcomer, die seit drei Jahren in ihrer derzeit aktuellen Heimat Dubai zusammenarbeiteten. Schlagzeuger Greg Cargopoulus ist die treibende Kraft hinter der Band, die insgesamt über einen sehr unterschiedlichen musikalischen Hintergrund verfügt, jedoch im modernen Progressive Metal eine gemeinsame Heimat gefunden zu haben scheint. Es gibt also nicht den bereits 1000x gehörten Dream Theater Klone zu hören, vielmehr geht es vor allem rifforientiert, mit verfremdetem Gesang und sehr energetisch zur Sache, sehr grob und vage umrissen in der Tradition von Tool. Trotzdem findet sich genügend Raum für atmosphärische Passagen. Ein kleiner Schuss Orientalik-Flair sorgt zudem für eine willkommene klangtechnische Ergänzung. Das Album hat in erster Linie jede Menge Power, verliert sich niemals in endlosen Soli oder Komplexität, verfügt aber dennoch über genügend Dynamikwechsel, moderate inhaltliche Abwechslung und jede Menge Drive, mit dem man mühelos mit der sonstigen internationalen Konkurrenz gleichzieht. Trotzdem ist bei Absolace ebenfalls Platz für griffige Hooks, ein gewisses Maß an Melodik oder akustische Passagen, hat eben nicht immer nur der Riff-Holzhammer das Sagen. Die Keyboards bzw. elektronischen Effekte spielen übrigens nur eine sehr untergeordnete Rolle, vielmehr haben die traditionellen Instrumente das Sagen. "Resolved" erfindet weder das Genre neu, noch bekommt man hier völlig neue Einflüsse auf die Lauscher. Gut und professionell souverän gemacht ist die Sache aber allemal und für progressive, mehr im bodenständigen, aktuellen Bereich verwurzelte Metalheads durchaus ein Durchblasen der Lauschorgane wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010