CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Cangaceiro - Alumbramiento
(33:21, Mylodon Records, 2009)

Progbands aus Chile sind immer wieder für positive Überraschungen gut. Verbindet man in unseren Breiten Panflöte und folkige Klänge aus den Anden doch eher mit "El condor pasa" in Endlos-Schleife spielenden Indios in heimischen Fußgängerzonen, die dann oftmals gar nicht aus Südamerika kommen, so geht es eben auch ganz anders. Cangaceiro existieren bereits seit 1994 und verbinden die Instrumente und Einflüsse der einheimischen Folklore mit einer sehr virtuosen und flotten Mixtur aus ganz anderen, auf den ersten Blick eher unpassenden Stilen. Und siehe da: auf einmal wirken die andinen Anklänge und sachtes Geflöte völlig unpeinlich und auf ihre ganz eigene Weise sehr faszinierend. Die Besinnung auf die eigene Kultur ist dabei nur eine spannende Facette, denn das südamerikanische Flair wird immer wieder durch federleichten Jazz Rock und progressive Elemente in Rockinstrumentierung angereichert. So finden sich u.a. die als Einfluss angegebenen King Crimson in ganz kleinen Dosen wieder, vor allem aber wirkt die Verbindung aus fröhlicher Folklore und verspielter Musikalität ansteckend positiv. Das eigene Können wird zwar ebenfalls für einige verzwirbelte Wendungen und komplexe Tonfolgen eingesetzt, dabei geht jedoch niemals die ansteckende, völlig lockere und leicht humorige Spielfreude verloren. Leider ist dieses Minialbum von der Laufzeit etwas zu kurz geraten, denn man hätte durchaus noch mehr von diesem Mix vertragen. Aber vielleicht gibt es ja zukünftig mehr von dieser interessanten südamerikanischen Formation zu hören.

Kristian Selm



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