CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Black Noodle Project - Ready to go
(65:20, Musea, 2010)

Das französische Black Noodle Project wurde 2001 von Sänger und Gitarrist Jérémie Grima in Paris ins Leben gerufen. Das ursprünglich nur aus Grima bestehende Projekt bekam allerdings zügig personellen Zuwachs, so dass nach der Demo-Veröffentlichung "Dark smiles" aus dem Jahre 2003 eine komplette Vier-Mann-Besetzung zur Verfügung stand. Diese spielte dann mit zwei Gastmusikern auch die eigentliche Debütscheibe "And life goes on..." im Sommer 2004 ein. Mir ist jene Veröffentlichung noch als eine relativ laue psychedelisch orientierte Progscheibe in Erinnerung, wo man gerne auf den Pfaden von Pink Floyd wandelt. Mit "Ready to ho" gibt es nun schon die vierte Studioscheibe, auf der um die ursprünglichen Musiker Matthieu Jaubert - Keyboards und Anthony Leteve - Bass neben Grima weitere drei Musiker (inklusive Soundingenieur Elad Berliner) den aktuellen Stamm bilden. Da ich bis auf die Debütscheibe keine weiteren Werke der Franzosen kenne, wurde ich nach den ersten Höreindrücken des aktuellen Outputs doch etwas neugierig. Denn die mehr seichten und unspektakulären Klangräume auf "And life goes on..." sind zu einem größeren Klangkosmos von psychedelischen Waves, raueren Rocktönen und poppigen Melodien gewachsen. Prägend sind allerdings weiterhin die Soundmuster, die an Pink Floyd erinnern, wozu das bisweilen gilmoureskes Gitarrenspiel und die melancholisch-sphärischen Keyboardsounds im Stile eines Rick Wright gehören. Hier dient als empfehlenswertes Hörbeispiel der zweiteilige Titeltrack, der auf fast 20 Minuten die typischen Floydschen Merkmale inklusive Sprach- und Geräuschsamples liefert. Gesungen wird auf der CD übrigens in englischer Sprache (bis auf den französischen Sprechgesang auf "The world we live ln"), wobei zuweilen der französische Akzent zu hören ist. Im Gegensatz zum Titeltrack sind die beiden Nummern "We've let you go" und "Coming up for air" schon mehr dem Britpop-Genre zuzuordnen, wobei eine gewisse Affinität zur Kompositionsgüte von Coldplay vorhanden ist. Wiederum mehr im Bereich des New Art Rock und auf Spuren von Porcupine Tree wandelnd hören sich die Stücke "The world we live in", "From out of nowhere" und "Farewell" an, wodurch etwas mehr Groove und Dramatik die Kompositionen bereichert. Trotz der teilweisen Unterschiedlichkeit der elf Kompositionen mag bei mir bis auf den Titeltrack "Ready to go - Part 1 & 2" und dem atmosphärisch schönen Schlusstrack "Farewell" die Musik nicht haften bleiben wollen. Auch wenn eine orientalische Atmosphäre wie bei dem Instrumental "Rishikesh / Liverpool / Rishikesh" etwas Würze bieten oder der leider nicht wohlklingende Frauengesang auf "From out of nowhere" für Abwechslung sorgt, bleibt der akustisch-sinnliche Magnetismus insgesamt im gemäßigten Spektrum. Trotz 65 Minuten bester Produktion und tadellosem Sound kommt "Ready to go" bei Beachtung der Flut an progressiven Veröffentlichungen für mich aus dem Mittelmaß nicht heraus.

Wolfram Ehrhardt



© Progressive Newsletter 2010