CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Vibravoid - Burg Herzberg Festival 2010
(47:26 + 53:49, Herzberg Verlag, 2010)
Im Juli noch auf der Herzberg Bühne, jetzt bereits auf CD. Ohne Kompromisse, ohne Nachbesserungen bekommt man von Vibravoid deren kompletten psychedelischen Auftritt vom Hippie Festival um die Ohren geblasen. Das ist wie eine perfekte Zeitreise in die späten 60er und selbst wenn die unterstützenden bunten Lichteffekte fehlen, so ist dieser Trip packend und intensiv genug, um auch ohne optische Begleitung zu funktionieren. Wie beim Space Rock funktioniert auch beim Psychedelic Rock viel über die richtige Atmosphäre, um das Einfangen eines bestimmten Lebensgefühls. Und genau dies haben Vibravoid kultiviert. Ein Blick auf deren Website genügt, und man weiß, dass hier ein paar Musiker einfach in einem ganz anderen Jahrzehnt leben. Daneben hat aber eben auch deren Musik das gewisse Etwas, die nur als Klangspektakel zum Happening wird. Es schwirrt und zirpt, dröhnt und kracht, wie aus einer ganz fernen Galaxie. Da kann man auch den etwas monotonen Gesangsstil akzeptieren, denn vor allem sind Vibravoid dann am Besten, wenn sie endlos mit röhrenden Saiten und einem beständigen Groove farbenfroh und schnittig durch die Zeit reisen. Da ist es letztendlich egal, ob es sich um eigenes Material oder auch Coversongs wie z.B. "Tomorrow never knows" von den Beatles handelt. Hier trifft die Beurteilung als Endlosmusik zu. Denn ob nun ein Song nach drei Minuten zu Ende oder dass das Konzert abschließende "Mother sky / Saxon Mantra" sagenhafte 40(!) Minuten lang ist, das Trio aus Düsseldorf beherrscht sein Handwerk. Eigenartig, eigen, aber auch einzigartig. Wer sehr guten, absolut trippigen Psychedelic Rock sucht, ist hier absolut richtig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010