CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Tinyfish - The big red spark
(53:22 + 18:04, Festival Music, 2010)

Die Crossover Progger um Mastermind Simon Godfrey (älterer Bruder des Frost* Kopfes Jem Godfrey) veröffentlichen mit "The big red spark" ihre drittes Studioalbum im September 2010. Die schon auf ihrem hörenswerten Debütalbum im Jahre 2006 ansprechend dargebotene Mischung aus Art Pop und New Art Rock mit einigen klassischen Anleihen, ambienten Klangräumen sowie bluesigen Melodien wurde von der Band auf ihren folgenden Werken qualitätsvoll beibehalten. Vor allem auf der Liveveröffentlichung "One night on fire - Live in Poland" zeigen sie eine professionelle Performance, die mit druckvollem Sound, großem Melodieanteil und starkem Gesang von Simon Godfrey besticht. Außerdem kann man auf der im Februar 2009 im Schlesischen Theater (Teatr Slaski) in Kattowitz eingespielten Aufnahme auch schon drei Tracks des aktuellen Outputs hören. Beachtenswert finde ich die Tatsache, dass Tinyfish grundsätzlich ohne Keyboarder arbeiten und lediglich mit Unterstützung einiger Synthesizersequenzen einen beachtlich dichten Klangkosmos erzeugen. Die von Konzeptstory der CD wird für meinen Geschmack musikalisch sehr stimmungsvoll und atmosphärisch abwechslungsreich dargeboten. Wie von Tinyfish schon gewohnt, werden auf ihrem aktuellen Output Sprechpassagen von sogar drei verschiedenen Charakteren verstärkt dargeboten. Diese im musikalischen Gesamtkonzept bereichernden Phasen haben mir schon bei Werken wie zum Beispiel Jeff Wayne's War of the World oder "Journey to the center of the earth" / "King Arthur" Freude bereitet. Allerdings führen uns Tinyfish musikalisch in andere Klangräume, die abgesehen vom großen Melodieanteil von mehr rotzig-rockigen, sphärisch-elektronischen und poppigen Sounds geprägt sind. Ich finde, Siggy hat mit seiner Beschreibung der vier Tracks auf der DVD eigentlich das gesamte Werk musikalisch bestens eingeordnet - facettenreich zwischen New Art Rock, Neo Prog und Art Pop. Die 53 + 18 Minuten "des großen roten Funkens" empfinde ich als äußerst unterhaltsam, da mir in diesem Jahr noch nicht viele Veröffentlichungen in diesem Crossover-Genre mit so viel erfrischenden Tonreigen zu Gehör gekommen sind. Und der Gesang von Simon Godfrey trägt sein übriges dazu bei.

Wolfram Ehrhardt



© Progressive Newsletter 2010