CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

The 16 Deadly Improvs - The triumph of
(70:47, Rosemont Recordings, 2010)

Da steckt viel drin, aber das macht es nicht leicht. So könnte man mit einem Satz das fünfte Album von The 16 Deadly Improvs umschreiben. Ursprünglich 1995 als reines Studioprojekt in der Alternative Rock Szene von New Jersey aus der Taufe gehoben, hatte man anfangs die Idee, improvisierte Musik zu spielen und dabei jeden Musiker aus der eigenen Komfortzone herauszulocken. Das führte u.a. dazu, dass jeder teilweise mit ganz anderen Instrumenten nach dem Losverfahren spielte, was sich letztendlich auch heute noch darin niederschlägt, dass alle Musiker nicht auf jedem Track unbedingt ihr "Stamminstrument" spielen. Als gemeinsamen Einfluss traf man sich übrigens bei der Wetton-Ära von King Crimson. Was erst einmal ziemlich fordernd und wirr klingt, entpuppt sich beim Anhören dann doch als sehr gut anhörbar. Alles fußt auf einer soliden Rockstruktur, die King Crimson Anleihen sind zwar hörbar - wie z.B. einige schwebende Gitarrenmomente bzw. kantige Riffs - aber keineswegs durchgehend präsent. Auch der rein improvisative Ansatz wird hin und wieder zur Seite geschoben und man findet sich in "richtigen" Songs wieder. Dennoch ist der rein instrumentale Part ist recht hoch gehalten. Dabei klingt hier nichts unbedingt Retro, sondern als Schmelztiegel von unterschiedlichen Aspekten, die von Progressive / Art / Alternative / Post / Jazz Rock bis hin zu ganz wenigen poppigen Momenten reicht. Bis auf einen Song bewegt sich alles im nie zu überladen wirkenden 3-5 Minuten Format, zieht sich als roter Faden eine leicht düstere, ominöse Stimmung durch die Songs. Durch die eher defensive Herangehensweise ist dies kein Album, das einen sofort packt. Erst beim tieferen Eintauchen offenbaren sich die langsamen Spannungsmomente, wird klar, dass dieses Album vor allem aufgrund seiner Stimmungstiefe funktioniert.

Kristian Selm



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