CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)
Blind Owl - Debut at dusk
(44:32, Raptor Records, 1987)
Mit achtjähriger Verspätung wurden jetzt die "Blinden Eulen" aus dem amerikanischen Nordosten auf die Allgemeinheit losgelassen. Dass die Wurzeln dieser Band noch deutlich in den 80ern liegen, wird recht schnell klar. Sie spielen recht gefälligen, leicht verdaulichen, melodischen Rock mit progressiven Touch, ohne mich jedoch vollständig überzeugen zu können. Klanglich erinnern sie manchmal an die New Wave Bands der damaligen Zeit, wie z.B. A Flock Of Seagulls oder Duran Duran, wobei aber auch Einflüsse der britischen Neo Prog Bands vorhanden sind. Das hauptsächliche Problem ist, dass zwar gute Ansätze vorhanden sind, aber diese nicht mit vollständiger Überzeugen rübergebracht werden. Deswegen klingt die Musik teils aufgesetzt, teils etwas steril und blutleer, es fehlen einfach die wirklich zündenden Ideen. Trotzdem muss man der Gruppe zu Gute halten, dass sie kompositorisch doch einiges ausprobieren. Die Bandbreite reicht vom harmlosen "Life on your own" bis zum typischen Neo Prog Longsong, wie die 9-minütige "Digital Animal Suite", die sowohl solistisch, wie auch musikalisch einige Abwechslung bietet. Auf der anderen Seite stehen die sehr schöne Ballade "Moroccan sand", von deren Qualität man sich noch mehr gewünscht hätte, daneben aber Songs, wie der Opener "Feel the fire", gut und schwungvoll gespielt, aber der Funke will nicht überspringen. Vom musikalischen her stechen aus dem allgemeinen harmonischen Klangbild nur kurze Akustikgitarreneinlagen, wie auch Keyboardsoli heraus, insgesamt stehen mehr die Kompositionen, als die Instrumente im Vordergrund. Eigentlich mehr ein Album zum nebenbei anhören, da man absolut keine Schwierigkeiten hat, sich in diese Musik einzufinden und sie einen hohen melodischen Anteil besitzt. Im ganzen also kein Überhammer, sondern eher Musik für den kleinen Hunger zwischendurch. Macht halt nicht satt, aber manchen genügt so etwas bis zur nächsten Hauptmahlzeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995