CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)
Wakeman With Wakeman - The official bootleg
(52:43 + 44:51, Cyclops, 1995)
Ist es noch notwenig über den Großmeister der Tasten zu schreiben? Ich meine schon, da mit diesem Doppel-Live-Album endlich ein "Best of" Rick Wakeman veröffentlicht wurde, die wirklich Erwähnung finden sollte, nach den eher umstrittenen anderen Versuchen wie z.B. "Greatest hits" oder "The classical connection". Bei diesem offiziellen Live-Bootleg handelt es sich um Mitschnitte während der Südamerika-Tour 1994 der beiden Wakemänner, verstärkt durch Tony Fernandez am Schlagzeug und Alan Thomson am Bass. Hier sind endlich die wirklichen Highlights der Solokarriere von Rick Wakeman aus seiner kreativsten Phase der Jahre 1973-1975 vereint, als da wären: zwei der "Six wives of Henry VIII", ein 12-minütiges Medley aus "The myths and legens of King Arthur" bei dem leider "Merlin the magician" vergessen wurde, neue Songs vom "Wakeman with Wakeman" Album, sowie als Krönung "Journey to the centre of the earth" von jeglichem orchestralen Bombast befreit, als 37-minütiges Keyboardspektakel. Nebenbei sei noch bemerkt, dass alle Stücke instrumental vorgetragen sind. Im Vergleich zwischen den alten und neuen Songs wird das Manko deutlich, warum Wakemans heutige Werke nicht mehr die frühere Klasse erreichen. Er kann unbestreitbar immer wieder irrwitzige Läufe aus den Händen schütteln, doch mangelt es an einem abwechslungsreichen rhythmischen Grundgerüst, sowie zündenden oder überraschenden Ideen bei den Songs, die aber trotzdem keinesfalls schlecht sind. Gerade solche Adaptionen, wie die von "Eleanor Rigby" und "Paint it black" haben ihren eigenen Reiz, dennoch erriechen sie einfach nicht die Einfallsvielfalt der Werke aus den 70er Jahren. Trotzdem ist derjenige, der auf wirklich virtuoses Keyboardspiel steht, mit diesem Werk bestens bedient, genauso sei es auch als Einstieg ins Rick Wakemans wundersame Tastenwelt empfohlen. Wer bisher nichts mit endlosem Geklimpere anfangen konnte, wird wahrscheinlich auch durch diese beiden Scheiben keine Läuterung erreichen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995