CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Soma - Dreamtime
(54:07, Vinyl Magic, 1992)

Als Aufnahme aus dem Jahr 1992 erblickte erst jetzt diese CD das Tageslicht der Veröffentlichung. Zwar erreicht dieses Album nicht die Qualität von Wein, der durch längeres Lagern bessern wird, aber es hat sich trotzdem gelohnt, dieses Stück Musik als Silberling herauszubringen. Ein Blick auf die Besetzung der Gruppe lässt schon erahnen, was einen da erwartet: drei Gitarristen plus Bass, Keyboards und Schlagzeug. Soma aus England spielen astreinen Space Rock. Gleich zu Beginn das für mich persönlich beste Stück "Listen", welches langsam und verhalten beginnt, um am Schluss vollends im Gitarrengedröhne mit leichtem Gothic Touch zu enden. Das folgende "Losing it" besitzt einen ähnlichen Aufbau: verhaltener Anfang, Tempoverschärfung und abschließendes Gitarrengewitter. Dann der Titeltrack, der auf fast neun Minuten langsam, ziemlich monoton und einschläfernd vor sich hinwabbert, getragen von ständig wiederholenden Gitarrenakkorden, die nur durch ein zwischenzeitliches Solo etwas durchbrochen werden. "Suffocating" beginnt stilistisch so, wie das letzte Lied bereits begann, aber glücklicherweise setzt nach fünf Minuten ein aggressives Gitarrensolo ein, dass sich immer bombastischer weiterentwickelt und exzessiv hochschraubt. Dann der Longtrack des Albums, wenn man bei einer Länge von über 11 Minuten im Vergleich zu zwischen sieben- und neunminütigen Liedern überhaupt von denselben sprechen kann. Bei "Illusion" zu Beginn inhaltlich nicht Neues, aber dann setzt auf einmal wildes Geschrammel der drei Gitarren ein, ein kurzer ruhiger Zwischenteil folgt, und auf einmal beginnt ein Reggaerhythmus, der den Rest des Stückes dominiert. Beim abschließenden "Pulsar" noch einige kleinere Überraschungen, endlich sind mal etwas dominantere Keyboards zu hören, den Rhythmus bestimmt der Drumcomputer, doch sonst bleibt alles beim alten. Dieses Machwerk als reine Kiffermusik abzustempeln, tut Soma doch etwas Unrecht, aber eine gewisse Stimmung oder Einstellung ist hilfreich, um sich diesem Stil zu öffnen. Musikalisch wird somit nicht unbedingt filigrane Abwechslung geboten, sondern vielmehr solider Gitarreneinsatz, durchsetzt von einigen Soli und sphärischen Keyboardteppichen, die dem Ganzen den spacigen Charakter geben. Daneben besticht Sänger / Gitarrist Sean Filkins genauso wenig durch seinen Gesang, aber im Ganzen sind seines Sangeskünste doch akzeptabel. Somit ist "Dreamtime" kein Album, dass man unbedingt haben muss, da es weder unheimlich innovativ ist, noch ungeahnte Überraschungen bietet, doch unter den Liebhabern von handwerklich gutem Space- und Gitarrenrock werden sich bestimmt einige Interessenten finden.

Kristian Selm



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