CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Akritas - Akritas
(33:17, PolyGram, 1973)

Und wieder mal ein Reissue, das erst jetzt auf CD veröffentlicht wurde. Bei Akritas handelt es sich um eine dreiköpfige Band aus Griechenland, einem Land, dass außer Vangelis und Aphrodite's Child im progressiven Bereich nicht sehr viel zu bieten hat. Zumindest schien es daneben früher noch weitere Gruppen gegeben zu haben, was hiermit bewiesen wird. Was heute noch von dieser Szene übrig ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Der CD merkt man deutlich die Jahre an, da es typisch nach 70er Jahre klingt, etwas verstaubt und altbacken eben. Doch vom Klanglichen sollte man sich nicht täuschen lassen, da das Musikalische sehr abwechslungsreich ist. Hier wird ein virtuoser Stilmix geboten, der neben Progressive Rock, klassische Elemente und ebenfalls auch Jazzanleihen in sich vereint. Die Spielweise wechselt von besinnlichen Klavierpassagen, über sakral-sinfonische Keyboards, bis hin zu sehr freien Strukturen, in denen mehr der Rhythmus im Vordergrund steht. Gerade die freien Strukturen, die sehr abwechslungsreich und teils mit erhöhtem Tempo dargeboten werden, lassen Jazzfeeling aufkommen. Doch schon kurz danach wird es wieder sehr ruhig und man hat den Eindruck, dass die Musiker dem Zuhörer nicht zu viel zumuten wollen und ihm eine Verschnaufpause gönnen. Gelegentlich wird zur Musik Gesang in Landessprache hinzugefügt, was für einen exotischen Touch sorgt, da auch der Gesangsstil für mitteleuropäische Ohren recht fremd klingt. Normalerweise liegen meine musikalischen Vorlieben mehr in den 80ern, doch muss ich dieser Gruppe Achtung entgegenbringen, da sie für die damalige Zeit schon sehr weit gingen und ihren Klanggemälden einiges an Ideenreichtum eingehaucht haben. Damit also mehr ein Album für die Fans, die ihre musikalischen Vorlieben in den 70ern haben, aber trotzdem auch für all diejenigen interessant, die stilistisch nicht festgelegt sind, da das Dargebotene eine gekonnte Mischung darstellt. Jedoch schreckt die recht kurze Spielzeit ab, so dass man einen wirklichen Bezug zu dieser Art von Musik finden muss, damit sich der Kauf lohnt.

Kristian Selm



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