CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Epidaurus - ...Endangered
(47:24, Penner Records, 1995)

Tja, gut produzierte und klanglich einwandfreie Musik muss nicht immer gut sein. Und genau so verhält es sich mit dieser CD. Epidaurus spielten bereits 1977 ihr sinfonisches Werk "Earthly paradise" ein. Nach vielen Wirren fand die deutsche Band sich schließlich 1994 wieder zusammen, um alte Stücke neu einzuspielen. Zu Beginn klingt das noch alles recht ambitioniert und auch die beiden Instrumentals "Tonight" und "October 1919" sind soweit brauchbar, bieten sie melodiösen Rock, der einen zwar nicht umhaut, aber nicht schlecht klingt und auch gut gespielt ist. Jedoch wird schon bald das erste Manko deutlich, das Klangbild ist einfach zu kalt und zu perfekt, es fehlt Gefühl und Wärme. Doch dann setzen sich Epidaurus zwischen alle Stühle, es folgt eine Aneinanderreihung von netter Popmusik mit wenig Tiefgang und ohne Sängerin Christiane Wand zu nahe zu treten, meine ich, dass ihre gesanglichen Mittel eher beschränkt sind und sie öfters mal in der Tonlage daneben liegt. So vergeht ein Stück nach dem anderem und es ändert sich leider nichts, die Musik bleibt einfach zu seicht. So wurden in 18 Jahren aus Prog leider Pop und ich hätte mir diese CD wahrscheinlich gar nicht anhören dürfen. Es bleibt ein Album, dass perfekt produziert ist, musikalisch gut klingt, doch inhaltlich wenig überzeugt. Wer dieses Urteil anzweifelt, darf sich gerne dieses Album anhören und sich vom Gegenteil überzeugen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1995