CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Keith Emerson - Changing states
(46:21, AMP Records, 1989)

Auch die Altmeister des Progs, dieses mal in Person von Keith Emerson, sind manchmal noch für Überraschungen gut. Zwar auch schon aus dem Jahre 1989, aber trotzdem jetzt erst erhältlich, weiß "Changing states" wesentlich mehr zu überzeugen, ist ausgewogener und interessanter, als die erste Solo Veröffentlichung "Honky" oder die unzähligen Filmmusiken, die sich wie der Name schon sagt, besser zu einem Film, als zum Anhören eignen. Das Album zeigt alle Facetten des Magiers an Hammond und Synthesizers, ist aber dennoch anders als die Veröffentlichungen des Dreigestirns mit Greg Lake und Carl Palmer. Als Opener "Shelter from the rain", ein gutes Rockstück mit dem typischen Emerson Sounds, sowie das stilistisch ähnliche "The band keeps playing" mit Frauenchor, fetziger Gitarre und Gesang. Weiterhin, die schon fast obligatorischen klassischen Adaptionen, dieses mal Gershwins "Summertime" und Prokofievs "Montagues and Capulet", besser bekannt als "Romeo and Juliet" vom später erschienenen ELP Album "Black moon". Und wenn wir schon beim Klauen sind. Ebenfalls wurde "Abaddon's Bolero" neu mit Orchester im Studio aufgenommen. Sogar die Grossen schrecken vorm Stehlen von Ideen nicht zurück, wenn auch dieses mal bei sich selbst. Ebenfalls vertreten: "Ballade", ein klassisches Klavierstück mit balladeskem Charakter und Akustikgitarre, genauso echte Instrumentalknaller, wie "Another frontier" im Stile des Emerson Lake & Powell Albums (entspricht "Changing states" von "Black moon"), sowie das von Gitarre und Orgel anfänglich getragene, doch im weiteren Verlauf sehr Hammond-lastige "The church". Ein Album, das zwar stark von allerlei Tasteninstrumenten geprägt wird, aber durch Einsatz von Hammond, Kirchenorgel und Synthesizer klangliche Vielschichtigkeit bietet, somit für ELP und Hammond Fans auf jeden Fall zum Antesten empfohlen.

Kristian Selm



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