CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Quidam - Strong together
(62:27 + 64:30 + DVD, Rock Serwis, 2010)

Ein schönes Package in mehrfacher Hinsicht haben Quidam da mit "Strong together" geschnürt. Im geschmackvoll designten Pappschuber stecken sorgfältig verpackt zwei CDs, DVD und Booklet. Aufgenommen am 18.April 2009 im polnische Konin bekommt man ein über zweistündiges Konzert geboten, das vor allem das letzte Studioalbum "Alone together" in den Mittelpunkt stellt und in seiner Gesamtheit vertreten ist. Daneben bekommt man noch einige Ausschnitte vom Vorgänger "< a href="cd53_67.htm">SurREvival" (2005) und mit "Sanktuarium" immerhin noch einen Klassiker aus den 90ern, sowie einige souverän "quidam-isierte" Coverversionen. Nach dem großen Besetzungswechsel im Vorfeld von "SurREvival" und einem Album, bei dem sich die Band stilistisch noch etwas auf der Suche nach der neuen Identität befand, dabei vor allem aber eine gehörige Schlagseite Richtung Porcupine Tree abbekam, hat sich die polnische Formation inzwischen wieder freigeschwommen. Das neu gefundene Selbstvertrauen sieht man besonders auf der DVD, da vor allem Frontmann Bartek Kossowicz seine Rolle viel souveräner ausfüllt, auch wenn er nicht gerade ein Bühnenderwisch ist. Doch gerade im Vergleich zur Live DVD "The fifth season" fällt das neue Selbstverständnis augenscheinlich auf. Dass die Band inzwischen mit ihrer eigenen Vergangenheit fast komplett abgeschlossen hat, beweist auch die Setliste, die bis auf das noch in Polnisch gesungene "Sanktuarium" komplett auf englisches Material mit dem neuen Sänger setzt. Und wie bereits früher Quidam vor allem live eine besondere Klasse für sich darstellte, ist diese ansteckende Bühnenpräsenz und Spielfreude inzwischen auch beim aktuellen Line-Up wieder vorhanden. Daneben sorgen aber zudem die beiden Gäste an Violine und Saxophon für zusätzlichen Schwung und interessante Klangtupfer. Ein typisches Merkmal bei Liveauftritten waren bereits in den 90ern das Einflechten von Cover-Segmenten, wie z.B. das Gitarrensolo von "Firth of fifth" oder auch die sehr eigenständige Interpretation von Deep Purples "Child in time" bzw. dem Led Zeppelin Klassiker "No quarter". Auch bei diesem aktuellen Auftritt bekommt man wieder geschickt eingewobenes Fremdmaterial zu hören, das stilistisch sehr weit gefasst vom Joe South Heuler "Hush", "Riders on the storm" von den Doors bis hin zu King Crimson's "Red" oder "Walkin' around the Stormy Bay" von SBB reicht. Einzig das sehr nahe dem Original angelehnte "Wish you were here" von Pink Floyd wirkt wenig originell bzw. eigentlich komplett überflüssig. "Strong together" dokumentiert, dass Quidam wieder ihre alte Stärke gefunden haben und neben Riverside, wenn auch natürlich stilistisch etwas weniger heavy bzw. mehr sinfonischer, zu den besten Bands aus Polen im Art / Progressive Rock zählen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2010