CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Penny's Twisted Flavour - Sketches
(59:03, Privatpressung / Just For Kicks, 2010)

Unser 'Prog Flavour of the week' stammt aus den Niederlanden. Mit dem Full-Lenght-Debüt "Sketches" kann man deutlich Spaß haben, solange man nicht allzuviel "Prog"-Faktor erwartet. Denn was Marc Mes (voc), Harmen Kieboom (drms), Wendy Heuvelmans (key), Mark Bogert (guit) und Matthijs Kieboom (bss) in dieses Skizzenbuch gemalt haben, gewinnt seine Leuchtkraft weit mehr durch die auch im AOR bis Melodic Metal gut funktionierenden Melodien und von Marcs angenehmer "Hardrock-Stimme" als von abgedrehten Arrangements oder drei Tempiwechsel pro Sekunde. Irreführenderweise passt gerade das einleitende Instrumental "Penny's Twist" noch am ehesten in die ProgMetal-Schublade, auch wenn bereits hier zweifach eine verdächtig gefällige langsame Passage mit perlendem Piano erscheint. Doch schon "Inside" führt ins Innere dieser Band - die Wechsel zwischen Bratriffs einerseits und akustischer Rhythmusgitarre sowie sanft singenden Leads, Hammond-Sounds und besagtes gelungenes Genreshouting von Mijnheer Mees zeigt eine Band weit näher bei mittelalten Deep Purple (freilich ohne deren Blues- meets Elvis-Wurzeln) oder dem ProgPop von Asia als bei den flugs herbeizitierten Dream Theater. Keyboards sind wichtig für PTF - die noch häufiger als die Orgel eingesetzten Quietsch-Synths muss man allerdings mögen... Genau wie den vielleicht verzichtbaren akustischen Tear jerker "Forgotten words". Beim zehnminütigen Power Metal-Sturm von "A way out" gehen die Feuerzeuge eh wieder aus - das müsste auch Fans von neoklasischem Metal der Malmsteen-Schule angenehm durchpusten. Proggies hingegen werden goutieren, dass Ton Scherpenzeel (Kayak, Camel) hier ein Keyboard Solo beisteuerte. So gar keine Zeitverschwendung ist gerade "Wasting time", das die wohl stärksten Hooklines und die erlesensten Gitarrenläufe des Albums auffährt.

Klaus Reckert



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