CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Pax Romana - ...and the dance begins again
(46:56, Presence Records, 2009)
Die Finnen sollen angeblich nach Pink Floyd, Camel und Flower Kings "schmecken" - tut mir Leid, dass man Euch hier in gleichen Suppentopf wirft! Das spartanische Booklet lässt auf eine Low Budget - Produktion schließen. Nun, vielleicht tat man gut daran, nicht allzu viel zu investieren, denn der Verkauf dürfte kaum etwas einspielen, schätze ich. Aufgenommen zwischen 2007 und 2009. Rückschluss: lange hat es gedauert, bis man genügend vorzeigbares Material beisammen hatte, jedenfalls was PR dafür halten. Entsprechend unausgeglichen ist die Scheibe geworden. Verschiedene Stilarten und gut gemeinte instrumentale Abwechslung (neben der klassischen Besetzung noch vereinzelt Sitar, Lapsteel, Violine, Saxophon) bedeuten noch nicht, dass ein geschlossener und vor allem niveauvoller Gesamteindruck entsteht. Die CD schwankt bedenklich zwischen annehmbarem Soft-Prog (Titelstück) und holprigem Tralala-Poprock ohne Tempo mit teilweise wenig gelungenen Gesangsdarbietungen und nur wenigen hörenswerten Instrumentalpassagen ("Flutter"). Leider kommen viele Tracks viel zu kommerziell rüber: mit blöden oder banalen Texten - "Nobody never knows nothing" oder auch peinlichem Antikriegs-Pseudoanspruch - "High tide". "Waves" gerät mit Hawaii - Gitarre zum regelrechten Einschlaflied und ein gewisser Folk / Country / Stones - Einschlag tut ein Übriges, um bereits den ersten Hördurchlauf zu einer Schmerzprobe geraten zu lassen. Den Gesang teilen sich zwei Matti's, wovon der eine gelegentlich mal ein Kräuterbonbon gegen seinen offenbar sehr rauen Hals lutschen sollte. Trotzdem sind ausgerechnet die so gesungenen trägen Balladen "No-Show" und "Maria" (immerhin mit geschmackvollen Sax-Einsprengseln) noch am ehesten hörenswert, neben dem einzigen Instrumentaltrack (mit kleinen Sprecheinlagen im Hintergrund) "Flutter", der ohne Höhepunkte in holländischer Neo Prog-Manier vor sich "hinfließt": nett, aber belanglos. So kommen denn maximal 20 einigermaßen unterhaltsame Minuten zusammen - viel zu wenig für das, was sich hinter einem schönen Cover (von Kandinsky, also auch nicht auf eigenem Mist gewachsen) verbirgt. Liebhaber intelligenten und schwungvollen ProgRocks mit kreativer Note können sich getrost anderen Werken zuwenden!
Jürgen Wissing
© Progressive Newsletter 2010