CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
One Shot - Reforged
(66:01, Soleil Zeuhl, 1999/2010)
Das Debüt der Franzosen One Shot schlug 1999/2000 ein wie eine Bombe. Heavy Jazzrock der progressiv komplexen Spielart fand eine enorm energische, spannende Erneuerung. Das Quartett Emmanuel Borghi (key), James Mac Gaw (g), Philippe Bussonnet (b) und Daniel Jeand'heur (dr) rockte aggressiv und druckvoll, intonierte exzellent eigenwillige und melodisch wie harmonisch ausdrucksstark komponierte und arrangierte instrumentale Songs, in denen ausgefallen exzellentes Solospiel, abgefahrene Bandinterplays und ausgedehnte jazztriefende Improvisationen stattfinden. Die Songs haben rasant radikale Rhythmusbasen, hart und drahtig gespielt, handwerklich perfekt, eher komplex als groovig, nicht ohne verkopften Funk, nicht ohne lockere Extravaganzen und energische Breaks an jeder sich bietenden Stelle. Während Bassist Bussonnet dezent Zeuhl einfließen lässt, ohne dies in den Vordergrund zu bringen und dem Rhythmus die Rückhand stärkt, fette Läufe absolviert und melodische hinreißende Partien spielt und Keyboarder Borghi den melodischen Rahmen weit macht, die funky Note anspitzt und jazzdisharmonische Skalen melodisch und improvisativ mit Finesse und Verve gibt, ist es besonders Mac Gaw, der visuell unauffällige, fast scheue, zurückhaltende Gitarrist, der mordsbrachiale Soli intoniert, die hin und her gerissen zwischen metallisch scharfkantigem Metal und amelodischem Jazz ungewöhnliche Pfade gehen und die Songs assolutamente e grandiose adeln. Das längst ausverkaufte und stark gesuchte / nachgefragte Album gibt es jetzt (endlich) neu auf Alain Lebon's Soleil Zeuhl Label. Lebon, Kumpel der Band, materialisierte auf Soleil Zeuhl 2001 das Nachfolgealbum "Vendredi 13", und machte es damit für die süchtige Fanschar erwerb- und für den eigenen Sessel im abgelegenen Zuhause erlebbar. (Die späteren Alben "Ewaz Vader" und "Dark shot" kamen auf 'Le Triton' raus.) Die 7 Songs des unbetitelten Debüts, das jetzt Namen und neues Design erhalten hat, wurden 10 Jahre nach ihrer Aufzeichnung remixt und remastert, der Klangunterschied ist enorm, kaum zu glauben, was da wie gemacht worden ist: der Sound ist entmüllt, freigelegt, satt und elegant, sauber und dynamisch, ohne mit dickem Gepose anzugeben. Perfekt für die Ewigkeit! Als Bonus ist für diejenigen, die bereits die Erstauflage der CD besitzen, und nicht zuletzt für alle anderen gewiss ebenso, ein Bonustrack enthalten. "Fleuve" ist bislang unveröffentlicht und entspinnt sich im selben Geiste, in gleicher Qualität und Hingabe. Keine Frage!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2010