CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Noetics - Delayed back
(54:28, State Of The Art Records, 2010)
"Einflüsse aus Rock, Dub, Elektro und Downbeats verschmelzen mit Jazz, Drum&Bass und Psychedelic Trance zu einer eigenständigen Klangwelt". Hin und wieder können Informationen aus Pressezetteln, so richtig auf den Punkt gebracht, mehr aussagen, als man sich selbst mit eigenen Worten aus den Hirnwindungen herauspressen kann. Auf den ersten Blick und ohne tatsächliches Anhören wirkt ein solches Konglomerat von den verschiedensten Stilen und Einflüssen etwas befremdlich und überladen, doch bei Noetics funktioniert die Verschmelzung als eine homogene, große Einheit, die zuerst von stets fließenden Grooves und flirrender Gitarrenarbeit zusammengehalten wird. Augenzwinkernder Humor mit Songtiteln wie "Schinkenwurst Dub", "Santa Grinse" oder "Mähdrescher" sorgen weiterhin für das rechte Maß an erfrischender Selbstironie. Werden die Songs auf der Bühne oder beim Clubkonzert durch Improvisationen und Variationen spontan ausgedehnt, so reichen im Studiokontext meist 4-5-minütige, inhaltlich wesentlich gestraffte Strukturen, die aber dennoch die richtige Wirkung erzeugen. "Delayed back" lädt ein zum spontanen Mitwippen, Entspannen, sich-von-der-Musik-forttragen lassen, der Flucht aus dem Hier und Jetzt und das völlig ohne herbe Nebenwirkungen und anschließende Kopfschmerzen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010